Abbildung: Paul Signac, Boote – Konstantinopel, 1907, Aquarell über schwarzer Kreide, 19,7 x 25,2 cm, Kunsthalle Bremen – Der Kunstverein in Bremen, Kupferstichkabinett
Seit Mai 2019 digitalisiert das Kupferstichkabinett der Kunsthalle Bremen nun auch seine hervorragenden und umfangreichen Bestände der französischen und japanischen Druckgraphiken und Zeichnungen. Ziel ist es, in den kommenden drei Jahren digitale Abbildungen und wichtige Angaben zu den rund 18.000 Werken in der Museumsdatenbank zu erfassen. Die Werke werden damit spätestens ab Projektende 2022 erstmals permanent für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Das Projekt wird finanziert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG).
Dank einer Förderung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) wird die Kunsthalle Bremen in den nächsten drei Jahren rund 17.000 französische und 1.000 japanische Graphiken digitalisieren. Ziel des Digitalisierungsprojektes ist es, weitere Sammlungsbestände des Kupferstichkabinetts der Kunsthalle Bremen für die Recherche und die interessierte Öffentlichkeit bereitzustellen. Die Sammlung französischer und japanischer Kunst ist von herausragender Qualität und im deutschsprachigen Raum ohnegleichen. Maßgeblich wurden diese beiden Sammlungen von den drei zwischen 1899 und 1984 amtierenden Direktoren Gustav Pauli, Emil Waldmann und Günter Busch aufgebaut, die sie mit besonderer Fachkenntnis und im Austausch mit Sammlern, vor allem aber in bewusster Kontinuität weitsichtig ausbauten. Das kunsthistorische Phänomen des „Japonismus“, das nach der Öffnung Japans durch einen engen kulturellen Austausch zwischen Frankreich und Japan in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ausgelöst wurde, legt die Erschließung der französischen Bestände im Zusammenhang mit der japanischen Sammlung nahe. So beeinflusste der japanische Farbholzschnitt die Impressionisten und die Post-Impressionisten mit seinen Stilmitteln der arabeskenhaft gezogenen Konturlinie, der bewusst eingesetzten Leere und der betonten Flächigkeit der Darstellung.
Die Kunsthalle Bremen wird mit diesem Projekt erstmals von der DFG gefördert. Diese unterstützt Forschungsprojekte von Hochschulen, wissenschaftlichen Verbänden oder Forschungseinrichtungen wie Museen. Die Kernaufgabe der DFG besteht in der Auswahl der besten Forschungsvorhaben und in deren Finanzierung.
Ablauf des Digitalisierungsprozesses
Für die rund 18.000 Werke werden zunächst digitale Aufnahmen erstellt. Diese werden anschließend in der Museumsdatenbank mit den technischen Angaben wie Künstlernamen, Titel, Maße und Technik so vollständig wie möglich, mit alten und neuen Zuschreibungen sowie ihrer Objektbiographie mit Erwerbsdatum und Vorbesitzern erfasst. Mehr als die Hälfte der Werke werden im Zuge des Projektes erstmals systematisch erschlossen. Die in der Datenbank zusammengetragenen Informationen werden mit Schlagworten und Normdaten angereichert und so für die Suche optimiert. Sie sind die Grundlage für die spätere Online-Veröffentlichung. Die Verschlagwortung der graphischen Blätter mit dem internationalen Kodifizierungsstandard „Iconclass“ erfolgt durch das Deutsche Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte – Bildarchiv Foto Marburg, das als Projektpartner zudem die Veröffentlichung der Daten im Graphikportal übernimmt. Das Projekt wird die entscheidende Datengrundlage für die empirische Untersuchung der Sammlungsbestände bieten. Die Digitalisierung des zentralen Bestandes an französischer Kunst verspricht wesentliches Material offen zu legen. Das betrifft insbesondere die Erforschung der Sammlungsgeschichte sowohl der bedeutenden privaten Stiftungen aus der Gründungszeit des Kunstvereins (Sammlung Johann Heinrich Albers und Sammlung H.H. Meier jr.) als auch die Kriegs- und Nachkriegszeit unter den Direktoren Waldmann und Busch. Die Ergebnisse werden für die breite Öffentlichkeit und die wissenschaftliche Forschung auf der museumseigenen Website und auf sammlungsübergreifenden Portalen zugänglich gemacht. Das Digitalisierungsprojekt knüpft unmittelbar an die seit 2014 laufende und von der Waldemar Koch Stiftung geförderte Digitalisierung des Kupferstichkabinetts an.