Konkret-konstruktive Kunst von Paul Uwe Dreyer
Laufzeit: 29. März 2001 bis 15. Juli 2001
In der Ausstellung "Paul Uwe Dreyer: Malerei", die vom 6. Mai (Eröffnung: 11.30
Uhr) bis zum 15. Juli im Oberlichtsaal des Kulturgeschichtlichen Museums
Osnabrück präsentiert wird, sind rund 15 meist vierteilige, malerische
Bildsequenzen des 1939 in Osnabrück geborenen Künstlers zu sehen. Die Arbeiten
dieser Retrospektive stammen aus dem Zeitraum von 1983 bis 2000.
Die insgesamt rund 70 Arbeiten umfassende Schau zeigt Dreyer als einen
konstruktivistischen Maler, der sich nicht nur der Tradition
konkret-konstruktiver Malerei, sondern auch den sinnlichen Erfahrungen
abstrakter Kunst und Architektur verpflichtet fühlt. Seit den siebziger Jahren
gehen seine Arbeiten über die Idee der konkreten Kunst hinaus. Er konzentriert
sich nicht nur auf ein harmonisches Ganzes von Linie, Fläche und Farbe, sondern
dynamische, vieldeutige und spielerische Elemente bestimmen sein ^Ìuvre der
vergangenen drei Jahrzehnte. So zerschneiden beispielsweise Linien in Form von
Farbbändern die Kompositionen oder weisen über den Bildraum hinaus. Darüber
hinaus kehrt Dreyer in den neunziger Jahren von dem quadratischen Bildformat ab
und verwendet Pastellfarben statt der in der konkreten Malerei
charakteristischen Primärfarben. Auch mit den "Nichtfarben" Schwarz, Weiß und Grau arbeitet er. Indem der Maler die räumlichen Qualitäten der Farbe als einen
Kontrapunkt zur linearen Bildkonstruktion setzt, hebt er den klassischen
Dualismus konkreter Kunst - den Dualismus zwischen Form und Farbe - zugunsten
der sinnlich erfahrbaren Verschiedenheit von Farbrealität und Farbwirkung auf.
Somit werden in den künstlerischen Arbeiten Dreyers konkret-konstruktive
Konzepte durch sinnlich-reale Momente lebendig. Auch seine serielle Bearbeitung
des Einzelwerkes stellt das Einzelbild als autonomes, das Konzept der Ordnung
repräsentierendes Ganzes in Frage.
Von Anfang seines Schaffens an hat sich Paul Uwe Dreyer nicht nur für das
Konstruierte, sondern auch für die Unwägbarkeiten in den Systemen der Ordnung
und die Veränderlichkeit dieser Systeme interessiert. Der Vorstellungswelt des
Künstlers entspricht die Suche nach einem Gleichgewicht von Harmonie und
Disharmonie, von Dynamik und Statik. Dies widerspricht sowohl einer Anlehnung
an hierarchische Ordnungsprinzipien als auch der Suche nach dem idealen
Ordnungssystem, wie es die konkret-konstruktiven Avantgardisten des frühen 20.
Jahrhunderts forderten.
Paul Uwe Dreyer studierte von 1958 bis 1961 an der Werkkunstschule Hannover und
von 1961 bis 1962 an der Hochschule der Bildenden Künste in Berlin. In den
sechziger Jahren orientierte er sich an dem Werk des ebenfalls aus Osnabrück
stammenden Konstruktivisten Friedrich Vordemberge-Gildewart. 1970 erhielt er
den Villa Massimo-Preis für ein Stipendium in Rom. 1972 wurde er an die
Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgarrt berufen und dort 1974 zum
Professor ernannt. Von 1987 bis 1991 war er Rektor dieser Hochschule und ist es
seit 1998 erneut. 1999 wurde Dreyer das Bundesverdienstkreuz der Bundesrepublik
Deutschland verliehen, und die Akademie für Kunst und Wissenschaft im
litauischen Vilnius ernannte ihn zum Ehrendoktor. Neben Einzelausstellungen im
In- und Ausland, unter anderem in der Städtischen Kunsthalle Mannheim, der
Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden, der Staatlichen Kunsthalle Berlin und im
Kunstmuseum Hannover, nahm er an zahlreichen Gruppenausstellungen in Europa und
Übersee teil. Seine Arbeiten befinden sich in vielen privaten und öffentlichen
Sammlungen. Dreyers Serienretrospektive wird nach Osnabrück im Budapester
Kiscelli Múzeum gezeigt. Mitveranstalter der Osnabrücker Präsentation ist der
Museums- und Kunstverein Osnabrück e.V.. Gefördert wird sie vom
Landschaftsverband Osnabrücker Land e.V.
Zur Museumseite: Kulturgeschichtliches Museum Osnabrück - Felix-Nussbaum-Haus
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