Die Pop-Art und die zeitgenössische Bildhauerkunst
Laufzeit: 28. April 2002 bis 21. Juli 2002
Als der britische Kunstkritiker Lawrence Alloway am Ende der
60er Jahre den Begriff der Pop Art erfand, dachte er
wahrscheinlich nicht daran, dass die Kunstströmung, die er mit
diesem Namen bezeichnete, einmal eine Kunstgattung verändern
würde. Am ehesten hätte er das wohl für die Malerei erwartet und
am wenigsten für die Bildhauerkunst: Und doch ist es vor allem die
letztere gewesen, die von der Pop Art am nachhaltigsten geprägt
wurde. Wenn Skulptur und Plastik bis dahin vor allem als die
Bearbeitung von Holz, Stein, Gips, Ton und Metallen (zumeist
Bronze) zu plastischen Gebilden, Figure
Entgegen dem Trend in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts hat die
Pop Art die gegenständliche Kunst in der Bemühung um eine
unmittelbare Aussage wieder entdeckt, kaum dass die Darstellung
des Menschen und seiner Umwelt totgesagt worden war. Sie
scherte sich nicht um den Kanon der Materialien, die Bildhauer in
der Vergangenheit anerkannt hatten. Die Koryphäen der Pop Art
gossen ihre Plastiken schon einmal in Plastik und Polyester. Was
die Welt an banalen und zunächst unkünstlerischen Objekten
hervorgebracht hatte, arrangierte man zu »Plastiken« - zu Bildhauerkunst eben einer neuen Art. Farben tauchten
unversehens an Oberflächen von Werken auf, die man bis dahin nur monochrom und uniform kannte. Verwendete man Bronze, reichte die herkömmliche Patina nicht hin - das ehrwürdige Material, dessen eherner
Charakter seit der Antike den Werken nicht nur Widerstandsfähigkeit gab, sondern zugleich Programm ihrer
Ewigkeit war, wurde bunt angemalt und seiner »Würde« entkleidet. Längst hatte die traditionelle Bildhauerei alles,
was nach prosaischer Erzählung roch,
aus ihrem Garten Eden vertrieben und
sich der strengen Lyrik verschrieben,
die nicht nur dort herrschte, wo der
Mensch schön, edel, stark und
feinsinnig geschildert werden sollte,
sondern auch da, wo er als gebrochen,
zerstört und gescheitert erschien.
Spröde ist die Bildhauerkunst von Natur
aus und nicht gerade, wie die Malerei,
der lebhaften Bilderzählung hold? Weit
gefehlt: Kaum jemals wurde so
überschwänglich aus dem Leben erzählt
wie in der Pop Art. Nichts hat die
Bildhauerkunst, welche die klassischen
Techniken ebenso umfasst wie jüngere
Formen von Plastik, aus der Isolierung
mehr befreit, in die sie nach dem
Zweiten Weltkrieg zu geraten drohte, als
die Pop Art.
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