Venezia black & light - i muri parla
Fotografien von Peter Seidel

Laufzeit: 16. September 2021 bis 03. Oktober 2021

Bilder in Schwarz- Weiß, vor dem Hintergrund der Nacht entstehen von Mondschein und Laternen gemeißelte Lichtskulpturen. Aus meiner Dunkelheit tauchen neben steinernen Zeugnissen von Pracht und Macht auch intime Calle und Campi auf, die ihre Aura erst nach der Abstraktion von Farbe, Sonne, Menschen und Bewegung entfalten. Die entstehenden Stadträume werden zu Bühnenbildern, gleichzeitig sind sie Zuschauerlogen; wie in den Gemälden Edward Hoppers verschwinden in Venedig die Grenzen zwischen Innen und Aussen. Hier gilt bis heute im Theater wie im Leben: Si fa bella figura.

Nach gezählten Reisen kam ich auf das Zusammenspiel zwischen dem Verzicht auf Tageslicht und Schwarz-Weiß. Das ungewöhnliche Format bietet mir einen fast aristokratischen Rahmen, in dem ich die Motive geradezu verschwenderisch im Schwarzraum fokussieren kann. Mit ihren kühnen Kompositionen erinnern manche Arbeiten auch an die Werbeplakate des Art Déco. Und ich spüre Verwandtschaften, besonders auch zu dem venezianischen Kupferstecher Giambattista Piranesi und den imaginären Unterwelten in dessen Carceri d'invenzione, genausowenig ausweglos wie die Zukunft von Venedig.
In den Fotografien gibt es keinen Zufall. Wie Venedig selbst strahlen die Bilder eine tiefe Ruhe aus, reflektieren dessen Geschichte, aber auch die nur scheinbar ewige Existenz dieses realen von allen Seiten Gefahren ausgesetzten irdischen Ortes. Und wenn man ganz leise ist, beginnen die Steine zu erzählen. Im venezianischen Dialekt: i muri parla.

Venedig in Schwarz-Weiß bei Nacht ist wie Radiohören.
Es öffnen sich Räume für die Phantasie, verbunden mit der Einladung, sie selbst auszumalen.