Einblattholzschnitte des 15. Jahrhunderts
Laufzeit: 27. Juni 2019 bis 22. September 2019
Die Entstehung des Holzschnitts ist eng an die Herstellung von Papier geknüpft. Seit etwa 1390 wurde in Deutschland, ausgehend von Nürnberg, Papier produziert. Die ersten erhaltenen Holzschnitte auf diesem kostengünstigen Material entstehen kurz danach um 1410. Diese frühesten Drucke läuteten die erste mediale Revolution und das reproduzierende Zeitalter ein. Denn der Holschnitt erlaubte eine rasche und preiswerte Multiplizierung zuvor einmaliger Bilderfindungen; Auflagen von mindestens hundert oder weit mehr Exemplaren waren möglich. Auf diese Weise wurden erstmals überhaupt Abbildungen für weite Kreise erreichbar und erschwinglich.
Im Mittelpunkt stehen die sogenannten Einblattholzschnitte (einseitig bedruckte spätmittelalterliche Blätter) des Münchner Kabinetts – darunter die frühesten Beispiele nicht nur deutscher, sondern europäischer Druckgraphik überhaupt. Die Staatliche Graphische Sammlung München besitzt einen der weltweit bedeutendsten Bestände an deutschen Einblattholzschnitten des 15. Jahrhunderts.
Was die Zeiten überdauert hat, ist allerdings nur ein karger Restbestand einstiger Fülle. Zumeist haben sich die Drucke, die vornehmlich zum täglichen religiösen Gebrauch (zur privaten Andacht und als Kultbild zum Schutz der Gläubigen) bestimmt waren, nur durch Zufall erhalten.
Die Hauptbestände der Staatlichen Graphischen Sammlung München stammen aus ehemaligem Klosterbesitz. Der Säkularisation 1803 verdankt die heutige Bayerische Staatsbibliothek kostbarste Handschriften und Bücher. Darin eingeklebte Frühdrucke sind nach 1835 herausgelöst und zuständigkeitshalber an das damalige Königliche Kupferstichkabinett überstellt worden. Heute sind diese Holzschnitte – einst hundertfach aufgelegt – zumeist nur mehr in einem einzigen Abzug als Unika erhalten.
Entscheidend für die Entstehung der frühesten Einblattholzschnitte war vor allem der Bayerisch-Salzburger Raum. Die aus Klosterbesitz übernommenen Einblattholzschnitte – manche Blätter stammen etwa aus Altomünster, Fürstenfeld, Indersdorf, Reichenhall oder Tegernsee – zählen zu den ältesten Beispielen ihrer Art. „Dies an mehr als einer Handvoll von Beispielen vor Augen führen zu können, dürfte neben der Münchner Graphischen Sammlung nur wenigen anderen Sammlungen der Welt gelingen“ (Dieter Kuhrmann, 1970). Die Wiege der europäischen Druckgraphik wird mit Stolz in München verwahrt.
Das sogenannte „Gulden Püchlein“, eine 1450 datierte Handschrift aus der Bibliothek der Nürnberger Dominikaner, mit 66 Holzschnitten geschmückt, ist eines der wichtigsten erhaltenen Manuskripte mit eingeklebter Druckgraphik. Die Restaurierung dieser in der Ausstellung gezeigten, dem Publikumsverkehr ansonsten entzogenen Handschrift wurde 2012–2013 durch die großzügige Unterstützung der Ernst von Siemens Kunststiftung ermöglicht. Der Band wird seit 1921 als Dauerleihgabe der Staatlichen Graphischen Sammlung München in der Staatsbibliothek München verwahrt und ist ebenfalls zu sehen.
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