Von Wölfen und Menschen
Laufzeit: 12. April 2019 bis 13. Oktober 2019
Über 150 Jahre nach ihrer Ausrottung sind Wölfe in Deutschland zurück. Kaum ein anderes Tier ist in der europäischen Kulturgeschichte und anderen Kulturräumen gleichermaßen Projektionsfläche für menschliche Sehnsüchte und Ängste wie der Wolf: Als grenzüberschreitender Nomade, gefährliches Raubtier, Forschungsobjekt, soziales Rudeltier oder als Charakter in Märchen und Mythen ist er Angstfigur und Sinnstifter zugleich. Das MARKK nimmt die große mediale Aufmerksamkeit und gesellschaftliche Polarisierung, die das Tier umgibt zum Anlass, den Beziehungen zwischen Wolf und Mensch eine Ausstellung zu widmen. Von Wölfen und Menschen greift die aktuellen Diskurse aus Populärkultur, Kunst und Wissenschaft auf und gibt Einblick in Wolfsvorstellungen in verschiedenen kulturellen und historischen Kontexten.
Trotz systematischer Ausrottung seit dem 19. Jahrhundert lebte der Wolf in Bildern und Vorstellungen der Kunst und Kultur fort. Diese beeinflussen bis heute unsere widersprüchlichen Reaktionen auf die Wiederkehr der Wölfe. Gleichzeitig kehren Wölfe in eine veränderte Welt zurück, in der Mensch-Tier-Verhältnisse neu bewertet werden. Obwohl die Anzahl der Wölfe in Deutschland mit geschätzten 70 Rudeln überschaubar ist, entladen sich an ihnen gesellschaftliche Debatten unserer Zeit: Es geht um Artenschutz oder Erhalt der Weidewirtschaft, Konflikte zwischen Stadt und Land, um den Umgang mit dem Anderen, das von außen kommt. Es geht um Vorherrschaft oder gleichberechtigtes Zusammenleben, Ausschluss oder Integration. Der Wolf beschäftigt den Bund und die EU, Rumänien wählte Anfang 2019 für seine EU-Ratspräsidentschaft sogar einen springenden Wolf als Logo. In China und der benachbarten Mongolei wiederum wurde der Roman Der Zorn der Wölfe des Schriftstellers Jiang Rong zu einem der meistverkauften Bestseller überhaupt.
Das MARKK schöpft in dieser Ausstellung aus dem Potential seiner europäischen Sammlungen, um die darin vorhandenen Spuren von Wölfen mit solchen aus anderen Kulturräumen in Geschichte und Gegenwart in Beziehung zu setzen. Dabei treten Gemeinsamkeiten und Unterschiede im Umgang mit dem Wolf und seinem Bedeutungsgehalt zutage. Gleichzeitig schöpft die Ausstellung aus neuesten Forschungserkenntnissen der Kultur- und Sozialanthropologie im Rahmen der erstarkenden Human-Animal Studies. Dieses interdisziplinäre Forschungsfeld widmet sich den komplexen Beziehungen zwischen Menschen und Tieren anhand der Lehren aus Soziologie, Psychologie, Philosophie, Erziehungswissenschaft, Geschichts- und Kulturwissenschaft.
Zur Museumseite: Museum am Rothenbaum, Kulturen und Künste der Welt (MARKK)
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