Repräsentation und Rückzug
Laufzeit: 21. Juli 2018 bis 21. Oktober 2018
Ein außergewöhnliches Projekt für ein außergewöhnliches Thema: Die Eremitage in Rastatt Favorite ist eine absolute Besonderheit. In 14 Tagen öffnet die Ausstellung die Tore, die die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg zum 300-jährigen Jubiläum des Bauwerks ausrichten. Im Erdgeschoss von Schlosses Favorite wird die Geschichte und Bedeutung der Eremitage der Markgräfin Sibylla Augusta vorgestellt – und mit der Eintrittskarte erhält man an bestimmten Tagen Zutritt zum fragilen Kapellenbau im Garten. Die Ausstellung, begleitet von einem Vortrag und Führungen, ist vom 21. Juli bis zum 21. Oktober in Schloss Favorite Rastatt zu sehen.
Eremitage ist nur wenigen bekannt
Den Kapellenbau und seine Ausstattung kennen nicht viele, denn die Tür zur Einsiedelei öffnet sich üblicherweise nur bei wenigen Führungsterminen. Der Grund dafür: Der Bau ist empfindlich. „Arme“, einfache Materialien sollten bei solchen Einsiedeleien verbaut werden, das war Teil des Konzeptes. Baumrinde und rohes Holz bestimmen daher auch den Eindruck. Der achteckige Bau enthält im Zentrum eine Kapelle u.a. mit Figuren von Maria, Christus und Maria Magdalena sowie ein kleines Speisezimmer mit lebensgroßen Figuren der Heiligen Familie: Die realistischen Figuren aus Wachs, mit Haaren und richtiger Kleidung, stammen ebenfalls aus der Zeit der Markgräfin. In ihrer Gesellschaft verbrachte die fromme Fürstin vor 300 Jahren ganze Tage.
Ausstellung macht die einzigartigkeit deutlich
„Man wird in der Ausstellung sehen, dass Markgräfin Sibylla Augusta hier eine fürstliche Tradition und Sitte ihrer Zeit aufgriff – und doch einen ganz eigenen Weg ging“, erklärt Dr. Petra Pechaček, als Konservatorin der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg für Schloss Favorite zuständig: „Unsere Ausstellung zeigt, in welche Tradition die außergewöhnliche Eremitage gehört – und welchen Austausch es zwischen den Fürstenhäusern gab. Sibylla Augusta ließ sich durch München inspirieren. Die Favoriter Eremitage hingegen war wiederum Anregung für Waghäusel.“ Auch wenn es Einsiedeleien ab dem 17. Jahrhundert in manchen Schlossgärten gab – dort gelebt haben die fürstlichen Auftraggeber kaum jemals. Die Markgräfin hingegen verbrachte ganze Tage dort. Sibylla Augusta sah sich wohl gern in verschiedenen Rollen: Der Eindruck ergibt sich beim Blick auf die berühmten Kostümbilder in der Favorite, die die Markgräfin in einer Vielzahlt von Verkleidungen zeigen. In der Rastatter Schlosskirche lässt sich die Markgräfin im Deckenbild als Heilige Helena verewigen. Und in der Eremitage war die Fürstin die büßende Sünderin Maria Magdalena.
Das Bauprojekt der Markgräfin
Zwischen 1717 und 1718 ließ Markgräfin Sibylla Augusta von Baden-Baden (1675–1733) das kleine Bauwerk von ihrem Hofarchitekten Michael Ludwig Rohrer erbauen. Mit karger Ausstattung und mystischer Atmosphäre war die Eremitage der Gegenpol zum nahe gelegenen reich ausgestatteten Schloss: Privater Rückzug, stille Buße und fromme Andacht standen der höfischen Pracht und den Lustbarkeiten des Schlosses gegenüber. Die Eremitage ist ein Beispiel der tiefen Religiosität, die Sibylla Augusta auszeichnete und prägte. Und sie steht im Zusammenhang mit den von der Markgräfin errichteten Nachbildungen der „Heiligen Stätten“ in und um Rastatt.
Zur Museumseite: Schloss Favorite
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