Null Illusion
Von Farbe - über Malerei
Laufzeit: 16. Februar 2018 bis 07. April 2018
Die drei Künstlerinnen und Künstler Susanne Ackermann, Karin Kopka-Musch und Christoph Peter Seidel untersuchen Farbe als malerisches Gestaltungsmittel jenseits seiner darstellenden Funktion. Experimentell loten sie die raumbildende Eigenschaft von Farbe aus und erzeugen durch Malduktus, Materialität und Bildgrund spezifische Raumwirkungen. Ausstellungsbesucher sind eingeladen, sich auf höchst unterschiedliche Seherfahrungen einzulassen. Malerei wird zum Erfahrungsfeld für entschleunigtes Sehen und räumliches Erleben durch Farbe.
Susanne Ackermann gestaltet auf großformatigen Leinwänden multiple Räumlichkeiten, in denen der Blick des Betrachters entschleunigt und gleichzeitig in unaufhörlicher Bewegung durch das Bild geführt wird. Ein rhythmisches Geflecht sich überlagernder Pinselspuren in Form von Bögen, Schleifen oder geraden Linien gliedert schichtweise die Bildfläche. Das Auge gleitet durch eine Vielzahl transparenter Pinselstriche in ein irritierend dichtes Netz aus Farbflächen. Dabei verleiht die strenge Form der in Länge und Breite variierenden Pinselspuren jedem Bild einen spezifischen Rhythmus, jede Linienfiguration formt eine vielschichtige und dennoch klar erkennbare, individuelle Struktur. Der dabei entstehenden Tiefenwirkung kann sich das Auge kaum entziehen und nimmt zugleich mehrere Paradoxien wahr. Die malerische Geste erscheint frei und spontan, dennoch entspricht sie erkennbar einer wohl kalkulierten Setzung der Künstlerin. Denn obwohl der Farbauftrag die Leichtigkeit einer fließenden Bewegung vermittelt, kommt jede malerische in einem bestimmten Moment zum Stillstand.
Karin Kopka-Musch erforscht die Möglichkeiten der Malerei jenseits der Leinwand, indem sie den Ausstellungsraum zum Experimentierfeld erklärt und in einem mehrtägigen Prozess ein malerisches Raumbild schafft. Leinwände und Material wie Klebestreifen, Skizzen oder farbige Papiere ordnet sie vor und auf der Wandfläche an und beginnt sie miteinander zu verknüpfen. Auf den Leinwänden entstehen geometrische Figuren, Farbverläufe oder Spuren spontaner Setzungen, die sich auf der Wandfläche fortsetzen. Dadurch entspinnt sich ein Dialog zwischen den Elementen auf der Leinwand und der weißen Wand und lässt die Grenze zwischen Bildträger und Hängefläche, zwischen Malutensilien und künstlerischer Form verschwimmen.
Die Künstlerin untersucht in ihrer Arbeit die Verbindung zwischen der malerischen Geste und dem Raum, in dem sich Malerei ereignet. Dabei legt sie gleichermaßen die Bedingungen frei, unter denen Malerei entsteht und schafft eine sinnliche wahrnehmbare Verknüpfung zwischen dem Raum und der bildlichen Gestaltung.
Christoph Peter Seidel erforscht in seiner Kunst das Phänomen der Farbe im Grenzbereich zwischen Malerei und Skulptur, zwischen bildlicher und objekthafter Gestaltung. Auf unterschiedliche Weise erzeugt der Künstler Farbkonstrukte, die auch ohne einen Bildträger auskommen. Mit Verdickungsmitteln angerührte Farbe schichtet er in dünnen Linien und erzeugt dabei ein selbsttragendes Gerüst aus Farbmaterie. Dadurch lässt er den Malgrund an Bedeutung verlieren und das traditionelle Bildverständnis ins Wanken geraten. Farbe wird zur plastischen Form, die autonom vom Bildträger ein Eigenleben führt. Mit seiner Kunst stellt sich Seidel der Frage, ob diese plastische Formwerdung der Farbe die Abkehr von der Malerei als künstlerische Gattung bedeutet, auf höchst unterschiedliche Weise. Im Kunstraum hase29 ist eine Werksauswahl der vergangenen drei Jahre zu sehen und zu erleben, die dazu einlädt, Farbe und Malprozess aus der Sicht des Künstlers zu begreifen.
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