Karl Schmidt-Rottluff: expressiv, magisch, fremd
Laufzeit: 27. Januar 2018 bis 21. Mai 2018
Die Ausstellung Karl Schmidt-Rottluff: expressiv, magisch, fremd untersucht erstmals die Faszination des berühmten „Brücke“-Künstlers für außereuropäische Kunst und Kultgegenstände und seine lebenslange Rezeption der für ihn magischen Kraft dieser Objekte. Das Bucerius Kunst Forum präsentiert vom 27. Januar bis 21. Mai 2018 rund 80 Arbeiten Schmidt-Rottluffs aus über 50 Schaffensjahren, darunter Skulpturen, Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen und Druckgrafik. Die Werke werden in direkten Dialog mit afrikanischen und ozeanischen Objekten aus der umfassenden ethnografischen Sammlung des Künstlers gesetzt, der bereits als junger Mann begann, außereuropäischer Kunst und Kultgegenstände zu sammeln. Die Ausstellung präsentiert neue wissenschaftliche Erkenntnisse über den Nachlass des Künstlers und veranschaulicht, wie Schmidt-Rottluff stilistische und inhaltliche Anregungen umsetzte und darüber hinaus Motive direkt in seine Bilder übernahm.
Die Faszination für afrikanische und ozeanische Figuren und Masken zeigt sich im gesamten Œuvre Karl Schmidt-Rottluffs. Der gebürtige Chemnitzer (1884-1976) begann bereits in den 1910er Jahren, außereuropäische Kunst zu sammeln. Eines der ersten Zeugnisse der künstlerischen Auseinandersetzung ist eine Postkarte, die Schmidt-Rottluff 1909 an den befreundeten „Brücke“-Maler Erich Heckel schrieb und auf der er eine Figur aus Kamerun skizzierte. Die dargestellten Objekte solcher früher Zeichnungen sah er vermutlich in Hamburg – damals Hauptumschlagplatz für Waren aus den deutschen Kolonien in Afrika und der Südsee – wo er sich 1910 ein Atelier einrichte.
Durch die berühmte Hamburger Kunsthistorikerin Rosa Schapire knüpfte Schmidt-Rottluff zur gleichen Zeit zahlreiche Kontakte zu Kunsthändlern und Sammlern und erwarb weitere Objekte für seine eigene Ethnografica-Sammlung. 1915 erhielt Karl Schmidt-Rottluff von Schapire ein Exemplar von Carl Einsteins „Negerplastik“. Das Werk zeigt 119 Abbildungen afrikanischer Masken und Skulpturen. Erstmalig wurden hier afrikanische Kunstgegenstände unter ästhetischen Gesichtspunkten betrachtet. Vielfach lassen sich Parallelen zwischen den im Buch abgebildeten Werken und Arbeiten Schmidt-Rottluffs feststellen, der zu diesem Zeitpunkt bereits begonnen hatte, außereuropäische Kunst in seinen Gemälden darzustellen. Auch in seinen Plastiken spiegelt sich die Auseinandersetzung mit der Ästhetik und der Durchgeistigung außereuropäischer Stammeskunst wider, darunter Grünroter Kopf (1917). In den Jahren des Ersten Weltkrieges, als Schmidt-Rottluff in Litauen und Russland stationiert war, schlug sich die Faszination des Künstlers für ozeanische und afrikanische Kunst vor allem im Medium des Holzschnitts und der Radierung nieder. Insbesondere in der ornamentalen Gestaltung von Flächen und den Proportionen von Figuren, die häufig Merkmale wie große Köpfe, hervorgehobene Brüste und kurze Gliedmaßen aufweisen. Der Weg über den Holzschnitt und die Plastik war für die Stilfindung Schmidt-Rottluffs äußerst wichtig. Was sich in seinen Holzschnitten der Vorkriegsjahre schon andeutete, arbeitete er in dieser Zeit plastisch aus und nähert sich auch in Technik und Material seinen Vorbildern. Über 30 aus Holz geschnitzte Figuren und Köpfe entstanden in dieser Phase, darunter Blauroter Kopf (Panischer Schrecken) (1917), der durch seine konkave Gesichtsform und den kreisrund gespitzten Mund deutliche Assoziationen an afrikanische Masken weckt.
Zur Museumseite: Bucerius Kunst Forum
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