Carmen Herrera. Lines of Sight
Laufzeit: 02. Dezember 2017 bis 08. April 2018
Mit der bisher größten Ausstellung von Werken aus sieben Jahrzehnten präsentiert die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen die kubanisch-amerikanische Künstlerin Carmen Herrera, die zu den Pionierinnen der geometrischen Abstraktion in Amerika zählt. Die Ausstellung zeigt rund 70 Werke aus den Bereichen Malerei, Grafik und Skulptur von 1947 bis 2017. Die mittlerweile 102 Jahre alte Künstlerin wurde vom Kunstmarkt lange ignoriert: Ihr erstes Bild verkaufte sie im Alter von 89 Jahren. Bis heute entstehen in ihrem New Yorker Atelier kraftvolle Arbeiten von hoher Signalwirkung.
Carmen Herrera wurde 1915 in Havanna geboren. Ihr Vater war Herausgeber der Zeitung El Mundo, ihre Mutter Journalistin und Autorin. Herrera studierte in Havanna Architektur und lernte den Amerikaner Jesse Loewenthal kennen. Nach der Hochzeit zog das Paar 1939 nach New York. Dort besuchte Herrera 1942/43 die Art Students League und studierte Malerei. Sie schloss Freundschaft mit Barnett Newman und bewegte sich zunächst im Umfeld des neu aufgekommenen Abstrakten Expressionismus. Von 1948 bis 1954 lebten Herrera und ihr Mann in Paris. Sie wurde 1949 Mitglied der Gruppe Salon des Réalités Nouvelles, wo sie u.a. Sonia Delaunay kennenlernte und zahlreiche Begegnungen in den Kunst- und Literaturkreisen der Nachkriegszeit hatte. Die Werke Herreras wechselten in dieser Phase zwischen abstraktem und lyrischem Expressionismus. 1952 schuf sie die ersten radikal geometrischen Abstraktionen, es entstand eine Serie schwarz-weißer
Streifenbilder.
Das Paar kehrte 1954 nach New York zurück, wo Herrera bald danach ihre wohl wichtigste Serie «Blanco y Verde» (1959–1971) konzipierte. In den Gemälden mit grünen und weißen Farbflächen lotet sie experimentell die Grenzen der Malerei aus. In der Folge entstehen in den 1960er Jahren auch die sogenannten «estructuras». Diese nach Vorzeichnungen modellierten Skulpturen sind Auseinandersetzungen mit der architektonisch orientierten Abstraktion. Die Arbeiten aus den vergangenen Jahren verdeutlichen, dass Herreras radikale Farbflächenbilder bis heute nichts von ihrer Signalwirkung eingebüßt haben. Ob rund, eckig oder rautenförmig, mit scharfer Linienführung und klaren, bestechenden Farben – die Werke Carmen Herreras ziehen den Betrachter in ihren Bann.
Zur Museumseite: K21 Ständehaus, Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen
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