UMWEGE WEGE - Die Kunst von RUT KOHN
Laufzeit: 23. Juni 2017 bis 23. Juli 2017
Geduld und Lebenskraft sind ihr eigen. Die Fähigkeit Rut Kohns, verschlungene Umwege zu zielführenden Wegen umzugestalten, offenbart sich nicht nur in ihrer Kunst, sondern in ihrem ganzen Leben: 1937 wird Rut Kohn im nordböhmischen Třebušice geboren. Nach dem Studium der Pädagogik arbeitet sie als Lehrerin; nur wenige kleine Werke entstehen – Lehrtätigkeit und Erziehung der eigenen Kinder lassen kaum Zeit für die Kunst. Der Kommunistischen Partei verweigert sie sich, das verbaut ihr viele Möglichkeiten.
Im Jahr 1967 ändert sich die Situation: Von einer Reise kehren Rut, ihr Mann Pavel und die zwei Kinder nicht mehr in die Tschechoslowakei zurück. München wird zur neuen Heimat; Rut findet endlich brauchbare Voraussetzungen als Malerin und Illustratorin, Pavel als Journalist und Schriftsteller. Eine erste große Ausstellung findet 1977 statt, 1991 erhält Rut Kohn den renommierten Seerosenpreis der Stadt München. Seit der Grenzöffnung kann sie auch in ihrer Heimat wieder ausstellen; vom tschechischen Staat wird sie im Jahr 2006 mit der Auszeichnung »Bedeutende tschechische Frau in der Welt« geehrt. Das Ehepaar Kohn lebt heute in der Nähe von Pfarrkirchen im Rottal.
Geduld und physische Kraft beansprucht auch die Technik, die Rut Kohn vorrangig anwendet: Farbstiftschraffur auf Sperrholz. Mit starkem Druck müssen die Stifte geführt werden, damit die Farbe tief genug eindringt in die Struktur der Holzfläche, Disziplin ist nötig zur gleichmäßigen Beibehaltung von Strichdichte und -duktus. Das entstehende Geflecht von farbigen Linien, eingegrabenen Ritzungen und natürlicher Maserung ergibt jene einzigartige Struktur- und Farbwirkung, die dem für Rut Kohn typischen Stil – irgendwo zwischen Malerei und Graphik – Leuchtkraft und Tiefe verleiht.
Ausdauer und schöpferische Kraft sind auch Bedingungen für die Art, in der Rut Kohn sich ihrer Themen annimmt. Stets sind es umfangreiche Zyklen, in denen literarische Werke, zeitliche Abläufe oder vielschichtige Aspekte von Gegenständen behandelt werden. Literarische Texte u. a. von Kafka, Comenius oder Erben setzt sie sehr umfassend in eine lesbare Bildsprache um. Wo Alltagsgegenstände zum Gegenstand serieller Betrachtung werden, tragen sie stets einen Hauch von Persönlichkeit – Häuser in menschenleerer Landschaft beispielsweise werden geradezu zu Avataren ihrer abwesenden Bewohner. Das Aufblühen und Hinwelken von Blumen, dargestellt in vieltafeliger Präzision, gerät zur Allegorie des menschlichen Daseins.
Zur Museumseite: Kunstverein Passau e.V.
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