Model ve Sembol - Die Erfindung der Türkei
Laufzeit: 26. Februar 2017 bis 11. April 2017
Katja Eydels Installation, basierend auf Fotografien, die während eines Stipendiums in der Türkei 2005 entstanden, handeln von der Tradition der europäischen Architekturmoderne in der Türkei, von öffentlichen Plätzen und Orten politischer Repräsentation. Die Ausstellung wirkt wie ein Kontrastmittel zwischen dieser nunmehr unvermuteten Moderne und den jüngsten Entwicklungen in der Türkei.
Die Türkei hat in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts einen enormen politischen und gesellschaftlichen Umbruch erlebt. Dieser kann einerseits als Beispiel einer modernen Staatsgründung modellhaft betrachtet werden, andererseits lohnt sich eine Beschäftigung mit der Geschichte der Türkei – die nicht nur geographisch an der Schnittfläche zwischen Europa und Asien liegt – auch in Bezug auf gegenwärtige Konflikte mit internationaler Fragestellung.
In ihrem fotografischen Projekt „Model ve Sembol. Die Erfindung der Türkei“ thematisiert die Künstlerin Katja Eydel die gesellschaftliche Modernisierung des Landes seit seiner Staatsgründung 1923 und deren Einfluss auf ästhetische und alltagskulturelle Strukturen. Das Projekt spannt einen geschichtlichen Bogen zwischen der durchaus visionären und utopischen ideellen Grundlage, die der neu gegründeten Republik unter Atatürk verliehen wurde, und der gegenwärtigen Realität ihrer gesellschaftlichen Konstruktion. Fotografisch werden Symbole und Rituale nachgezeichnet, indem ihre implizite Wirkmächtigkeit auf der Makroebene und ihre kleinteiligen und alltäglichen Verschiebungen in ein Verhältnis gesetzt werden. Es geht um die ästhetischen Inszenierungen und Choreographien, die entworfen wurden und werden.
Inhaltliche Schwerpunkte bilden hierbei die Architekturgeschichte und Stadtplanung als städteräumlicher Ausdruck des neuen Staates, die Inszenierung repräsentativer Feiertage sowie die im Zuge der Modernisierungsbestrebungen als vorbildliche Strukturen gegründeten Musterinstitutionen, die sich modellhaft vervielfältigen sollten.
Axel John Wieder
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