Vogelfänger, Venntüten und Plaggenstecher
Laufzeit: 18. November 2016 bis 29. Januar 2017
Natur und Landschaft haben sich in den vergangenen 100 Jahren stark verändert. Menschen übten Berufe aus, die heute nicht mehr gibt. Vor mehr als hundert Jahren begann der westfälische Zoologe Dr. Hermann Reichling (1890- 1948) die Landschaften Nordwestdeutschlands zu fotografieren und später auch zu filmen. Nachdem seine Bilder und Filme mit maßgeblicher Unterstützung der NRW-Stiftung in den vergangenen zwei Jahren digitalisiert wurden, stehen sie nun im Mittelpunkt der neuen Ausstellung.
Auf 85 großformatigen Schwarzweiß-Fotos werden Menschen, Natur und Landschaft vor etwa einhundert Jahren vorgestellt. "Ein Zusammenschnitt von Filmen aus der Zeit um 1930, aufgenommen von Reichling selbst, vermittelt zusammen mit rund 100 Tierpräparaten aus dem Bestand unseres Museums und besonderen Leihgaben zur Fotografie- und Filmgeschichte einen umfassenden Eindruck dieser Zeit", so Dr. Bernd Tenbergen, Kurator der Ausstellung. Auf tausenden Glasplattenfotografien hatte Hermann Reichling zwischen 1912 und 1948 die Tier- und Pflanzenwelt Nordwestdeutschlands dokumentiert. Seine Fotos und Filme zeigen, wie sehr sich die Landschaft seit Beginn des 20. Jahrhunderts verändert hat.
"Die Familie Reichling hat uns umfangreiches Foto- und Filmmaterialmaterial sowie viele persönlichen Dinge aus dem Familienbesitz überlassen. Das hat diese Ausstellung erst möglich gemacht", betonte Museumsdirektor Dr. Jan Ole Kriegs und bedankte sich dafür auf der Eröffnungsveranstaltung bei der Familie Reichling und insbesondere der Schwiegertochter Heidi Reichling.
Verschwundene Berufe und Begriffe
Zu sehen sind u.a. Vogelfänger, die mit Hilfe von Lockvögeln, den sogenannten Wacholderdrosseln (in Westfalen Krammetsvögel genannt), kleine Singvögel zum Verkauf auf dem Markt gefangen haben. Als Ornithologe fotografierte Reichling gerne die Venntüten. Es handelt sich dabei um die früher weit verbreiteten Großen Brachvögel. Sie haben ihren Lebensraum in Mooren und Feuchtwiesen. Auch Plaggenstecher beobachtete Reichling bei ihrer Arbeit. Plaggenstecher haben früher in den Heidegebieten den obersten Boden abgetragen, um ihn als Einstreu im Stall zu nutzen.
Bedeutende Fotosammlung
Die Fotosammlung besteht aus etwa 9.000 historischen Glasplattennegativen und ist für den Naturschutz in Deutschland ein Zeitdokument von besonderer Bedeutung. Sie wurde seit 2015 mit maßgeblicher Unterstützung der NRW-Stiftung aufgearbeitet und digitalisiert.
"Auf Anregung des Westfälischen Heimatbundes haben wir gern dabei geholfen, diesen Kulturschatz im Bildarchiv des LWL-Medienzentrums der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Wir freuen uns, dass unter der Federführung von Dr. Johannes Hofmeister und Stephan Sagurna ein so beeindruckender Bildband entstanden ist", sagt dazu Martina Grote, Geschäftsführerin der NRW-Stiftung. Für alle, die sich für den Landschaftswandel interessieren und sich heute für den Erhalt der Kulturlandschaft mit ihrem Artenreichtum einsetzen, sei dieses Bilderarchiv eine Quelle, die die vergangene Vielfalt lebendig werden lässt.
Die Ausstellung ist ein Kooperationsprojekt des LWL-Museums für Naturkunde, des LWL-Medienzentrums für Westfalen, des LWL-Museumsamtes für Westfalen, des Westfälischen Naturwissenschaftlichen Vereins e.V. und des Westfälischen Heimatbundes.
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