Hannah Höch. Revolutionärin der Kunst
Laufzeit: 11. September 2016 bis 08. Januar 2017
Hannah Höch (1889 Gotha – 1978 Berlin) gilt als die bedeutendste deutsche Künstlerin der Klassischen Moderne. Als „Revolutionärin der Kunst“ vermochte sie es, die emanzipatorische Kunst der Avantgarden der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts mit der zweiten Hälfte zu verknüpfen. Eine revolutionäre, vom rebellischen Dada-Bewusstsein durchdrungene künstlerische Haltung prägte Leben und Werk. In der inneren Emigration und nach 1945 entwickelte die von den Nationalsozialisten als „entartet“ verfemte Künstlerin ihr Werk weiter. Sie wurde zu einer maßgeblichen Wegbereiterin für den Aufbruch einer jungen Künstlergeneration, die in den 1960er-Jahren das utopisch-revolutionäre Potenzial von 1918 neu zu beleben suchte.
Das Kunstmuseum Mülheim an der Ruhr zeigt vom 11. September 2016 bis zum 8. Januar 2017 die erste umfassende Retrospektive über das Werk von Hannah Höch nach dem Zweiten Weltkrieg, die zuvor in etwas umfangreicherer Form in der Kunsthalle Mannheim zu sehen war. Damit setzt das Mülheimer Kunstmuseum seine Auseinandersetzung mit verfemten Künstlern und Künstlerinnen der ersten und zweiten Generation der Moderne fort. Zuletzt war Hannah Höch 2015/16 in der von Beate Reese konzipierten Ausstellung „Befreite Moderne. Kunst in Deutschland 1945 bis 1949“ vertreten.
Hannah Höchs 1916 beginnendes Werk umfasst sechzig Schaffensjahre. Gleichwohl wurde die Künstlerin nach dem Zweiten Weltkrieg fast ausschließlich als Vertreterin des Dadaismus rezipiert und mit frühen Collagen präsentiert. Diese einseitige Konzentration auf das frühe Werk prägt bis heute das Bild – und verstellt den Blick auf das nach dem Zweiten Weltkrieg geschaffene Werk.
Der revolutionäre Weltentwurf von Dada als grundlegende Idee des Œuvres von Hannah Höch wird in der Ausstellung „Hannah Höch. Revolutionärin der Kunst“ ebenso thematisiert wie die Vielfalt des Werks. Bekannt wurde die Malerin, Grafikerin und Kunsthandwerkerin als Collage-Künstlerin. 1918 führte sie diese Technik als eigenständiges, wirkungsintensives Medium in die Bildende Kunst ein. Lebenslang blieb die Collage ihre wichtigste Ausdrucksform, die auch Gemälde inspirierte.
Mit der Konzentration auf das Werk von Hannah Höch nach 1945 würdigt das Kunstmuseum Mülheim an der Ruhr den Wert ihres gesamten Schaffens und unterstreicht die zentrale Stellung der Künstlerin im Gefüge der Moderne sowie des 20. Jahrhunderts. Die Ausstellung versteht sich als substantieller Beitrag zu ihrem Werk und auch zum Jubiläumsjahr der internationalen Dada-Bewegung, die vor 100 Jahren 1916 in Zürich begründet wurde.
Hannah Höchs Schaffen wird in acht, für Leben und Werk zentralen Themenkapiteln präsentiert. Ein weitverzweigter Bilderkosmos, den es zu entdecken und sich ganz individuell zu erschließen gilt. Der Parcours beginnt mit einer ungewöhnlichen, wandfüllend collagierten Biografie im Gegenüber mit Selbstbildnissen und der monumentalen Fotomontage und „visuellen Autobiografie“ Lebensbild. Die Themen Stadt und Natur werden ebenso aufgefächert wie jene, das gesamte Werk prägende Ironie und das „ewig Weibliche“. Weitere Kapitel sind der dunklen Seite von Trauer und Melancholie gewidmet, den „Weltbrand“-Jahren der Nazi-Diktatur sowie dem Kosmischen mit seinen Mond– und Sonnenbildern. Der Rundgang endet mit Hannah Höchs abstrakten, zeitlos-harmonischen Arbeiten.
Gezeigt werden rund 120 Exponate: Neben bislang noch nicht ausgestellten Werken sind auch Hauptwerke aus den 1920er-Jahren zu sehen, darunter „Gewächse (Komposition aus Maschinenteilen)“, „Roma“ sowie „Frau und Saturn“. Mit dem Gemälde „Die schönen Reusen“ von 1932 und der Fotomontage „Erinnerung an Volterra“ von 1949 sind auch zwei Werke aus der Sammlung des Kunstmuseums Mülheim an der Ruhr in die Ausstellung einbezogen. Sie konnten mit Mitteln des Förderkreises des Kunstmuseums 2014 und 2015 erworben werden.
Die Leihgaben werden großzügig von den Familienangehörigen der Künstlerin gewährt, von der Berliner Sparkasse, der Berlinischen Galerie – Landesmuseum für Moderne Kunst, Fotografie und Architektur, vom Museum Reinickendorf, Berlin, der Sammlung/Galerie Nierendorf, Berlin, der Galerie Remmert und Barth, Düsseldorf, dem Kunstmuseum Gelsenkirchen sowie aus Privatbesitz.
Zur Museumseite: Kunstmuseum Mülheim an der Ruhr in der Alten Post
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