Sinnlich und Zerbrechlich - Frauen und Porzellan
Laufzeit: 25. März 2016 bis 14. August 2016
Seit 1760 werden in Thüringen Kaolin, Quarz und Feldspat zu feinstem Porzellan in Form von Tassen, Tellern und Figuren verarbeitet, an denen seinerzeit schon Landesfürsten und Herzöge Gefallen gefunden hatten. Sinnlich, zerbrechlich, traditionell, filigran, wertvoll, … Porzellan verdient viele Attribute. Diese "kühle" Sinnlichkeit und die Faszination für diesen Werkstoff scheint in Thüringen nach wie vor ungebrochen. "Sinnlich und Zerbrechlich – Frauen und Porzellan" ist der Titel der Sonderausstellung, die im Eisfelder Museum, dem südlichen Eingangstor zur Thüringer Porzellanstrasse, vom 25. März bis zum 14. August 2016 zu sehen ist.
Gezeigt werden figürliche Frauendarstellungen des 18. bis 21. Jahrhunderts. Dabei kommt es weniger auf persönliche ästhetische Maßstäbe für den perfekten Frauenkörper aus Porzellan an, denn sinnliche Porzellandarstellungen lassen sich nicht vermessen, es gibt keinen Body Mass Index für Sinnlichkeit und dem Betrachter werden oft die angezogenen Porzellanfrauen wesentlich sinnlicher erscheinen als die unbekleideten. Es ist vielmehr die Geschichte der Frauendarstellung in der Kunst gekoppelt an den Werkstoff Porzellan. Die Ausstellungsstücke reichen von erotischen Darstellungen auf Alltagsgeschirr über Tänzerinnen und jeweiliges Modeporzellan bis zu Teepuppen, von Thüringer Porzellanplatten kunstvoll bemalt mit Frauendarstellungen Alter Meister bis hin zu Silhouetten auf Broschen oder Porzellantafeln. Unabhängig davon, dass auch die Idealvorstellung des weiblichen Körpers einem kulturhistorischen Wandel unterliegt, wird in der Ausstellung klar, dass die Begrifflichkeit irgendwo zwischen der Kleidergröße M und einer „Rubensfrau“ liegt. Wer allerdings in der Ausstellung nach ausschließlich übergewichtigen Frauendarstellungen sucht, wird enttäuscht sein. Es finden sich je nach Herstellungszeitraum, Figur, Gefäß, Porzellanplatte oder Größe und Ausfertigung alle Typen von weiblichen Darstellungen im Zusammenspiel mit dem Material Porzellan in dieser Ausstellung. Porzellan ist und bleibt ein Werkstoff, den man nur mit einem hohen Erfahrungswissen meisterlich beherrschen kann. Weibliche Porzellanfiguren waren zunächst entweder Göttinnen oder Allegorien, niemals reale Frauen. Grundsätzlich konstruieren und repräsentieren auch Porzellanfiguren Körperbilder. Sie lassen sich zu ikonographischen Stereotypen zurückverfolgen, erlauben Rückschlüsse auf Körperideale einer Epoche oder eines einzelnen Künstlers. Gelegentlich sind sie auch Ausdruck der Schwierigkeiten in der Handhabung des Materials Porzellan, das durch seine Technologie besondere Anforderungen stellt. Der Werkstoff ist immer wieder für Überraschungen und Enttäuschungen gut. Porzellan könnte man tatsächlich als launig und widerspenstig bezeichnen. Die Ergebnisse und Folgen der jeweiligen Arbeitsschritte sind oft erst nach Tagen oder nach dem letzten Brand sichtbar. Porzellan ist kein Material für Ungeduldige, spontan Arbeitende. Derjenige, der sich auf diesen schwierigen Prozess einlässt, entdeckt auch die verborgenen Reize dieses Materials, wie der Klang des vollkommen gesinterten Scherbens, seine Dünnwandigkeit und bisweilen wunderbare Transluzenz, seine Härte und Dichte, das Lichtspiel auf den glasierten und matten Oberflächen, feinste Detailausprägung von Körperkanten, Relief- und Ornamentdarstellungen. Ergänzt wird die Sonderausstellung mit Porzellan aus der Werkstatt der Thüringer Porzellankünstlerin Kati Zorn.
Zur Museumseite: Museum Eisfeld
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