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Dominik Gussmann, Druckgrafik

Laufzeit: 12. August 2016 bis 28. August 2016

Dominik Gussmanns Arbeiten setzen sich in erster Linie mit einem Thema auseinander, nämlich mit dem Bruch der sich zwischen Mythologie, bzw. dem klassisch humanistischen Ideal und heutigen Konflikten, bzw. heutiger Militärtechnik auftut. Die Medien die Gussmann dafür verwendet sind vor allem die druckgrafischen Techniken der Radierung und der Lithografie. Am deutlichsten zeigt sich dieser Bruch in der Serie »Mythos und Aufklärung«. Bestehend aus zwölf großformatigen Fotoradierungen, stellt diese Serie zwei Bildgruppen gegenüber.

Zum einen sind dort Fragmente der sogenannten Sperlonga-Gruppe zu sehen, die bestimmte Szenen aus der Odyssee darstellen, auf der anderen Seite Kriegsgerät des zwanzigsten und einundzwanzigsten Jahrhunderts. Darin zeigt Gussmann die Zwiespältigkeit des europäischen Gründungsmythos, welche schon von Theodor W. Adorno erkannt wurde. Die kalkulierende Listigkeit mit der Odysseus seine Ziele erreicht setzt sich so fort in dem technologischen Fortschritt der Neuzeit, bis hin zu den Vernichtungskriegen des zwanzigsten Jahrhunderts.
Ähnliches verhandelt Gussmann in der Arbeit »Judith und Holofernes«. Der für die Radierung verwendete Ausschnitt stammt ursprünglich aus dem Gemälde Lucas Cranachs »Judith mit dem Haupt des Holofernes«. Das in der mittelalterlichen Malerei immer wieder rezipierte Sujet stellt im Kern den Verteidigungskrieg der Israeliten gegen die Assyrer da, die sich in der mythologischen Gestalt des Holofernes niedergeschlagen haben. So handelt es sich zum einen um die biblisch-mythologische Geschichte, wie die Israeliten die Assyrer besiegen, indem eine einzelne Frau, Judith, in das Heerlager der Assyrer geht und nach einem Gelage den betrunkenen Holofernes enthauptet. Gleichzeitig lässt sich darin eine frühe asymmetrische Kriegsführung sehen, die einen Krieg vermeintlich beendet noch ehe er voll ausgebrochen ist indem einzelne Individuen ausgeschaltet werden, wie es bei dem heutigen Einsatz von Kampfdrohnen zur Regel geworden ist.
Im Zusammenhang damit stehen auch die Radierungen und Lithografien die explizit diverse Drohnentypen darstellen und auch die Arbeit »Der Winter«. Zu sehen ist dort ein Ausschnitt aus dem Gemälde gleichen Titels von Caspar David Friedrich, das die Klosterruine Eldena zeigt. Diesem Ausschnitt der schneebedeckten Ruine stellt Gussmann durch die Technik der Fotoradierung ein Foto des Northrop B-2 Bombers gegenüber. Durch diese Gegenüberstellung wird die in dem Werk Friedrichs immer wiederkehrende, christlich konnotierte Ruinenromantik ad absurdum geführt, indem eine Assoziation der Ruinen entsteht, welche das Ergebnis eines B-2-Angriffes sind. In diesen und noch mehr druckgrafischen Arbeiten behandelt Gussmann immer wieder die Themen der illegitimen staatlichen Gewalt, der Kriegstechnologie und der Zwiespältigkeit europäischer Grundtexte.

Daneben ist Gussmann ebenso theoretisch-wissenschaftlich tätig. Hier ist es vor allem der Utopiebegriff Ernst Blochs der dabei im Fokus steht. Seine theoretische Diplomarbeit, die sich mit den Grundbedingungen für utopisches und antizipatorisches Handeln auseinandersetzt wird im Laufe des Jahres von der Hochschule für Gestaltung in Offenbach als Buch publiziert.

Vernissage: Freitag 12. August, um 19 Uhr
Es spricht Volker Steinbacher, Dozent für Freie Druckgrafik HfG-Offenbach.

Künstlergespräch Sonntag, 21. August 2016 um 17:00 Uhr
über Dominik Gussmanns »Untersuchung der utopiegründenden Schichten in der Philosophie Ernst Blochs«

Kategorien:
Kunst | Zeitgenössische Kunst | 21. Jahrhundert |  Ausstellungen im Bundesland Hessen | Ort:  Frankfurt am Main |
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