Charlotte Prodger
Laufzeit: 06. August 2016 bis 16. Oktober 2016
Als letzte Ausstellung der thematischen Reihe zum Ding Kunst im Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen, Düsseldorf, zeigt die in Glasgow lebende Künstlerin Charlotte Prodger (Jg. 1974) eine Auswahl von Arbeiten der letzten zehn Jahre. Im Rahmen eines auf die bauliche Situation im Kunstverein abgestimmten Parcours richtet Prodger die Aufmerksamkeit an den einzelnen Werken sozusagen vorbei auf den Zusammenhang, den die Ausstellung räumlich und zeitlich zwischen den Werken stiftet. Damit bearbeitet die Künstlerin 'Ausstellung' gezielt als Format des Zeigens.
Den Hintergrund für Charlotte Prodgers künstlerische Arbeit bilden, stark verkürzt, die Konzepte 'Natur' und 'Technologie'. In ihrer Praxis reflektiert die Künstlerin aus einer technologiehistorischen und dabei durchaus evolutions- und innovationskritischen Perspektive heraus die allzu oft unbewussten Beziehungen, die sich zwischen Körper, Sprache und Technik etabliert haben und ständig weiterentwickeln. Hierin ist auch einer der Gründe für die ausgesuchte Material- und Themenpalette auszumachen, die Prodger in ihren ausgesprochen detailgenau konzipierten und zugleich, zumindest auf den ersten Blick, ebenso disparate Elemente wie heterogene Funktionen verbindenden Arbeiten einsetzt.
Unsere Aufmerksamkeit wird dabei von der regelrecht provokativ in den Fokus gerückten materialen Qualität dieser Arbeiten beansprucht. Dies stellt allerdings nur einen Teilaspekt einer buchstäblich 'queeren' künstlerischen Praxis dar, welche die "Gewalt des Zusammenhangs" (Helmut Draxler) gleichermaßen zu demonstrieren wie zu demontieren scheint. Prodger verwendet in ihren Arbeiten industrielle Produkte so wie Videomonitore und Abspielgeräte gleichberechtigt neben eigens konzipierten Sockel- und Rahmenkonstruktionen. Sie nutzt diese ihrer Funktion entsprechend einerseits zur Präsentation von gefundenen/selbst realisierten und wieder geremixten Videos, Animationen und Filmen, (Re-)Fotografien, Zeichnungen oder Diagrammen und stellt diese Elemente andererseits als sie selbst, als für spezifische Verwendungen unter historischen Umständen produzierte Techniken oder Repräsentationsformen aus: Nicht nur Form und Inhalt sondern auch Funktion und Gebrauch werden so in gewollten und sinnlich-unmittelbar als solcher empfundenen Bezug zueinander gesetzt.
Nicht zuletzt stehen Kunst und Technik, wie etwa Hanna Arendt in ihrer Beschäftigung mit der Kunst der griechischen Antike gezeigt hat, in einer komplexen Beziehung zueinander. Kunst ist demnach gewissermaßen selbst eine Technik, die zwischen den Sphären des Gesellschaftlichen und Technischen, zwischen Idee und Materialität, zwischen Subjekten und Objekten und letztlich zwischen Welt und Modellen von Welt selbstbewusst vermittelt.
Mit Blick auf die Ausstellungsreihe im Kunstverein das Ding Kunst nicht auf Objekte der Kunst zu beschränken, gleichwohl aber an diese die Frage heranzutragen, in welchem Verhältnis konkrete Dinge und das Konzept der Kunst heute stehen können, verknüpft die jeweils monographisch konzipierten Ausstellungen von Walter Swennen, Stefan Wissel und Charlotte Prodger miteinander - auch, um eine handfeste Diskussionsgrundlage angesichts des seit jeher veränderlichen Wesens der Kunst zu stiften.
Zur Museumseite: Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen
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