Erró - Private Utopia
Laufzeit: 28. August 2016 bis 18. Oktober 2016
Der aus Island stammende und seit 1958 in Paris lebende Erró, eigentlich Guðmundur Guðmundsson, studierte zunächst in Reykjavík, Oslo und Florenz, wo ihn byzantinische Mosaiken, Malerei der Frührenaissance und die naturwissenschaftlichen Sammlungen inspirierten. In Paris nahm er 1960 mit mehreren Werken an der Ausstellung Antiprocès teil. Zwischen 1961 bis 1966 beteiligte er sich an dem jährlich stattfindenden Salon de Mai. Seitdem ist er in zahlreichen Museumsausstellungen international gewürdigt worden und gilt als eine der führenden Künstlerpersönlichkeiten in Frankreich.
In seinem Oeuvre bildet Erró (geb. 1932) einen wilden Kosmos überbordender Phantasien ab: „I paint because painting is a private Utopia.“ Gemälde, Druckgrafiken und Skulpturen setzen sich mit den kulturellen und gesellschaftlichen Entwicklungen der Moderne und ihren politischen Konflikten auseinander. Indem er die Techniken des Surrealismus und der Pop Art nutzt, verbindet Erró Stile und Motive aus verschiedenen Epochen und Genres, integriert Comics und Science Fiction und spielt virtuos mit Zitaten aus der Kunstgeschichte. Die vielfigurigen, überbordenden Panoramen erinnern an Collagen und werden zu ironisch-witzigen, aggressiv-satirischen „Kommentaren“.
Am Anfang der Ausstellung steht das frühe Gemälde „American Interior No. 6“ von 1967 in der Sammlung des Ludwig Museums. Der architektonisch definierte Bildraum eines in pastelligem Blau und Rosa gestalteten Schlafzimmers aus der Mitte des 20. Jahrhunderts stammt aus einem in Havanna gefundenen, amerikanischen Musterkatalog einer Farbenfabrik. In der Zeit des Handelsembargos der USA gegen Kuba weist dies indirekt schon auf die Dimension des Interesses von Erró hin. In das Zentrum des Gemäldes fügt Erró die heroisch stilisierte Figur des nordvietnamesischen, kommunistischen Staatspräsidenten Ho Chi Minh aus einem in Peking gefundenen Propagandapamphlet ein. Auch hier ist der Hintergrund ein politischer: Es ist die Zeit des Vietnamkriegs, in den die Amerikaner verstrickt sind. Das dem Interieur angepasste Pastellblau des Mao-Anzugs und die erhobene, entschlossen geballte Faust, die doch nur an die Deckenlampe klopft, stellen die martialische Pose bloß. Das süßliche Interieur als Projektionsfläche des idealen Familienheims und die Realität politischen Handelns stoßen hier konfliktreich aufeinander. Erró schreibt 1970 über die Serie „American Interior“: „Das Zusammentreffen dieser beiden Stoffe ließ die rote Farbe über den Pazifischen Ozean bis nach Las Vegas vordringen. Die Politik erweitert die Möglichkeit der Malerei. Die einzige permanente Revolution – der ständige Wandel – schreitet fort.“
Die neuen Arbeiten sind geprägt von der Auseinandersetzung mit Stil und Motivik von Comics und Mangas. So bevölkern insbesondere auch weibliche Superhelden der Comicwelt das Gemälde „Digital Dreams“ (2014). Die in vier Abschnitte gegliederte Sequenz digitaler Träume stellt eine multiperspektivische, in viele Einzelszenen aufgelöste und mit starken Emotionen besetzte Welt und zugleich ein farbkräftiges Bildergetümmel vor.
Der aus Island stammende Maler Erró, eigentlich Guðmundur Guðmundsson, lebt seit 1958 in Paris. Er studierte in Reykjavík, Oslo und Florenz, wo ihn byzantinische Mosaiken, Malerei der Frührenaissance und die naturwissenschaftlichen Sammlungen inspirierten. In Paris nahm er 1960 mit mehreren Werken an der Ausstellung Antiprocès teil. Zwischen 1961 bis 1966 beteiligte er sich an dem jährlich stattfindenden Salon de Mai. Seitdem ist er in zahlreichen Museumsausstellungen international gewürdigt worden.
Das Ludwig Museum spannt mit der Ausstellung „Erró – Private Utopia“ einen weiten Bogen, nimmt das Werk aus der Sammlung an den Anfang und bietet mit nahezu 80 Collagen, Aquarellen, Druckgraphiken und Gemälden einen umfangreichen Überblick über mehr als ein halbes Jahrhundert künstlerischer Produktion und Erfindung. Erró erweist sich als ein unablässiger Fabulierer, einer, der gerne die Welten miteinander ins Verschwimmen bringt und grobe Konfrontationen ebenso wenig scheut.
Zur Museumseite: Ludwig Museum im Deutschherrenhaus
Sie wollen Änderungen oder Ergänzungen zu Ludwig Museum im Deutschherrenhaus mitteilen?
Ausstellung melden Ausstellungsbild senden Museumsbild senden Andere Änderungen 10 Highlights zeigen