Naked
Laufzeit: 13. Mai 2016 bis 10. Juli 2016
So unverkleidet wie der Titel ist auch die Erfahrung des Publikums, auf dessen Fantasie und Faszinationsfähigkeit der Komponist Alexander Moosbrugger, Kurator der Ausstellung, vertraut. Wenn in Filippo Peroccos nur zwei Minuten langer Komposition Tarlo che rode (Der nagende Wurm) der höchste Ton eines Cembalos so schnell angeschlagen wird, dass sich die Schwingungen der Saite, die Anschlaggeräusche der Taste und Manipulationen der Saite im Korpus des Instruments zu einem Kontinuum verdichten, tritt der Pavillon als Resonanzraum an die Stelle des Cembalokorpus. Dichter kann das Publikum an den Ton nicht heranrücken. Alles liegt offen zu Tage, während die Mikrophone aus dem Cembalo fremde und irritierende Spannungen herausarbeiten und der Pavillon zum musikalischen Teilchenbeschleuniger wird.
Neben drei Konzertaufführungen, von denen die erste am Eröffnungsabend stattfindet, wird die Ausstellung aus einer im Laufe der acht Ausstellungswochen wechselnden Programmfolge bestehen, deren kürzestes Stück 2 und deren längste Komposition 45 Minuten lang ist. Die Stücke werden ergänzt durch eine Installation von Anke Eckardt, in der kinetische Ultraschalllautsprecher zum Einsatz kommen, die eng begrenzte Hörzonen im Innen- und Außenraum bespielen – Eckardt spricht von „Klanglinien“ – und so einen beweglichen, sich durch Besucher und andere Reflektoren verändernden Klangraum schaffen.
Auch Moosbrugger und Kessler greifen mit ihrer Komposition Alignement auf dieses technische Instrumentarium zurück, mit dem sie im Außenraum voneinander abweichende Klangbereiche schaffen, die nur an einem einzigen Idealstandpunkt zusammenfallen. Die Hörerinnen und Hörer akzentuieren durch ihre Bewegungen unterschiedliche Elemente der Komposition, die Kompositionsmaterial des Mozartschülers Thomas Attwood und die Korrekturen seines ihm überlegenen Lehrmeisters nutzen, um Irrtum und Belehrung, Holprigkeit und Eleganz, Schülereifer und Meisterschaft in ihrer ungleichen Paarung konstruktiv zu entschärfen.
Zur Museumseite: Brandenburgischer Kunstverein Potsdam e.V.
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