Anicka Yi. Jungle Stripe
Laufzeit: 29. Mai 2016 bis 04. September 2016
Auf zweierlei Herkunft verweist der Begriff des Hybrids: das lateinische hybrida (Mischling, Bastard) und das griechische hybris (Überheblichkeit, Vermessenheit). Vereinen sich Pflanzen, Mensch, Tier und Technologie, entstehen flexible Mischformen – organische und synthetische Materialien mutieren zu amorphen Wesen. Während Bioengineering, Neurowissenschaften und Science-Fiction verhohlene Komplizenschaften eingehen, verschwimmt die einst klar konstruierte Grenze von natürlich und künstlich.
Anicka Yi untersucht mit ihren Arbeiten Lebensformen, Organismen und mikrobiologische Prozesse. In Anlehnung an die Kosmologien indigener Bevölkerungen des Amazonas setzt sie sich mit einem nicht-anthropozentrischen, nicht-hierarchischen Denken auseinander, welches der Anthropologe Eduardo Viveiros de Castro als multinaturellen Perspektivismus (multinatural perspectivism) beschreibt. So wird Natur in ihrem Film The Flavor Genome (2016) nicht absolut aufgefasst, sondern fügt sich aus einer Vielzahl von Perspektiven und Wahrnehmungen zusammen. In szenischen Episoden zeigt Anicka Yi eine fließende Mutation von Arten und damit zugleich, wie sich Biologie nicht länger von ihrer Narration, ihrer Biografie trennen lässt. Ähnlich undefinierbar in ihren fließenden Übergängen sind die Skulpturen von Anicka Yi gestaltet – an Käfigen wuchert Fell, künstliche Bienenwaben und Zwischenwesen bevölkern die Räume des Fridericianum. Die Atmosphäre der Räume und amorphen Skulpturen schaffen ein subtiles Gefühl der Beklemmung.
Für ihre erste institutionelle Einzelausstellung in Deutschland verdichtet Anicka Yi (* 1971) das Erdgeschoss des Fridericianum zu einer raumgreifenden Installation. Mit ihren eigens für die Ausstellung produzierten skulpturalen und filmischen Arbeiten schafft sie ein komplexes Gefüge aus hybriden Formen. Anicka Yi verwebt Sinneseindrücke, neue Entwicklungen der Genetik und der Biotechnologie mit dem spekulativen Moment möglicher Zukunftsentwürfe zu einer Biofiction, in der Informationen im gesamten Spektrum der Biodiversität geteilt werden. In dieser schaffen Sinnestäuschungen, Manipulationen der Umwelt und die unauflösliche Einheit von Natürlichem und Künstlichem eine neue Wirklichkeit.
Zur Museumseite: Kunsthalle Fridericianum
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