Lotte Reimers. Keramiken aus 50 Jahren
Laufzeit: 22. April 2016 bis 24. Juli 2016
Eine Ausstellung unter dem Titel „Lotte Reimers. Keramiken aus 50 Jahren“ ist bis 24. Juli 2016 im Städtischen Museum Braunschweig, Haus am Löwenwall (Steintorwall 14) zu sehen. Die Retrospektive präsentiert das in über 50 Jahren entstandene, sich unermüdlich weiter entwickelnde Werk der 1932 in Hamburg geborenen Künstlerin Lotte Reimers, die zu den wichtigsten und innovativsten Keramikerinnen unserer Zeit zählt. In Braunschweig verbrachte sie einen Teil ihrer Kindheit und hier empfing sie in der Auseinandersetzung mit der von Walter und Thomas Dexel zusammengetragenen Formsammlung wichtige Impulse für ihre künstlerische Entwicklung.
Lotte Reimers‘ Lebensweg dokumentiert einen stets unabhängigen Geist und die Offenheit für Neues: Als Abiturientin lernte Lotte Reimers den 30 Jahre älteren Jakob Wilhelm Hinder (1901-1976) kennen. Er hatte sich der Vermittlung zeitgenössischer, künstlerisch gestalteter Keramik verschrieben und präsentierte und verkaufte diese im ganzen Land auf Wanderausstellungen. Hinder wollte mit den Ausstellungen die Töpfer fördern und den allgemeinen Geschmack bilden. Er zeigte, dass keramische Arbeiten im Entwurf keineswegs unmodern und Erzeugnissen aus modernen Materialien unterlegen sind. In diesem Punkt trifft sich Hinders Ansatz mit Walter Dexels (1890-1973) Konzept der Braunschweiger Formsammlung. Dexel sammelte ebenfalls unter dem Aspekt der Material- und Formgerechtigkeit Gebrauchsgegenstände aus Keramik wie Kannen, Teller oder Schüsseln, aber auch eher künstlerische Arbeiten von führenden Keramikern.
Die 19-jährige Reimers sah Hinders Ausstellung in Bad Gandersheim und war sofort vom Material Ton und seinen Möglichkeiten fasziniert. Gegen alle Vernunft zog sie ihre Bewerbung für das Studium an der Hamburger Landeskunstschule zurück und überzeugte Hinder, sie als Assistentin mitreisen zu lassen. Das strapaziöse „Vagabundenleben“ sollte rund zehn Jahre dauern. Erst 1960 beschlossen Hinder und Reimers, sich dauerhaft im pfälzischen Deidesheim niederzulassen. Dort eröffneten sie 1971 mit dem Museum für moderne Keramik das erste Museum, das sich ausschließlich der modernen deutschen Keramik widmete.
Zunächst standen die Organisation von Ausstellungen und Vermittlungsarbeit – Vorträge vor Schulklassen und Erwachsenen – im Zentrum der Beschäftigung Lotte Reimers‘. Doch sie spürte stets das Bedürfnis, sich künstlerisch auszudrücken. 1965 wandte sie sich schließlich dem Werkstoff Ton zu.
Seit über 50 Jahren baut Lotte Reimers nunmehr ihre archaisch anmutenden „Töpfe“. Sie formt mit der Hand, verzichtet auf die Töpferscheibe. Urformen werden unermüdlich variiert: Zylinder, Kuben, Halbkugeln, Kegel, die zu Bechern, Schalen, Vasen oder schlicht zu „Gefäßen“ und „Gebäuden“ mutieren. Mitunter finden sich Abdrücke von Ammoniten im Schalenboden als seien sie archäologisch aus Erdschichten freigelegt.
Der Form ebenbürtig ist jeweils die gewählte Glasur. Experimente mit unterschiedlichsten Erden, Erzen oder Aschen geben im Zusammenspiel mit dem verwendeten Ton und in Abhängigkeit der Brenntemperatur jedem Stück seinen eigenen Charakter. Die Oberflächen variieren vom tiefsten Dunkelbraun bis zum hellsten Cremeton, dazu kommen Grüntöne aller Schattierungen. Jedes Objekt wird von Lotte Reimers neben ihrem Monogramm „LR“ mit einer Jahreszahl und seit 1989 zusätzlich mit einer Werknummer versehen, so dass die künstlerische Entwicklung lückenlos nachzuvollziehen ist.
Lotte Reimers ist der Stadt Braunschweig stets verbunden geblieben. Sie hat dem Städtischen Museum Braunschweig in den Jahren 2004 bis 2006 rund zwei Dutzend Arbeiten geschenkt. Dank großzügiger Leihgaben der Künstlerin können nun 76 ihrer Werke – erstmals auch aus den letzten Jahren – im Städtischen Museum Braunschweig, Haus am Löwenwall, präsentiert werden. Eindrucksvoll stellen sie unter Beweis, dass die Künstlerin in immer größerem Format arbeitet.
Eingerahmt werden die keramischen Arbeiten von eindrucksvollen Photographien von Robert Schmelka, die Lotte Reimers im kreativen Prozess zeigen.
Zur Museumseite: Städtisches Museum - Haus am Löwenwall
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