Bernd Hahn und Udo Rödel
Laufzeit: 17. April 2016 bis 17. Juli 2016
Das Grafikmuseum Stiftung Schreiner hat sich entschieden, zwei Künstler zur Ausstellung einzuladen, die beide auf unterschiedliche Weise mehr oder weniger dem Konstruktivismus zuzuzählen sind. Bernd Hahn und Udo Rödel haben sich nie kennen gelernt, kommen aus Ost und West, besitzen jedoch ein ähnliches ästhetisches Gespür. Beide haben sich der Konkretisierung verschrieben, schätzen das Konstruktive und Geometrische, die gerade Linie. Beide reduzieren ihr Formrepertoire auf wenige Primärformen, die sie ordnen und systematisieren. Beide arbeiten ungegenständlich. Und doch sind sie so verschieden.
Zwischen ihren Grafiken und Skulpturen lassen sich formale Parallelen entdecken, die aus einem ähnlichen Umgang mit konstruktiven Elementen resultieren. So bringen sie Reststücke des Alltags in ihre Kunst ein. Während Hahn aus Abfallstücken Collagen und Faltungen entwirft, sind für Rödel Fundstücke aus Stein oder Holz Ausgangsmaterialien seiner Skulpturen. Beide Künstler ästhetisieren scheinbar Bedeutungsloses und Abfallprodukte und werten sie dadurch zu Kunstwerken auf. Bernd Hahns Äußerung könnte daher exemplarisch für Beide stehen: „Dinge sichtbar machen, an denen Andere achtlos vorbeilaufen, ist, glaube ich, ein guter Ansatz, über Sinn und Zweck bildender Kunst nachzudenken.“
Den Dresdner Bernd Hahn drängt es den Grundbausteinen Linien, Flächen und Farben in Reihungen und Serien experimentell Gestalt zu geben. Wie er dann ein geometrisch-abstraktes Formvokabular intuitiv durchdekliniert. Wie da konstruktive Perfektion und sinnliche Spontaneität zusammentreffen. Wie er das sachlich-konkrete Formrepertoire in minimalistische Disziplin zwingt. Wie sich dann dennoch ein emotionsgeladener Kunst-Kosmos auftut und wiederum starkfarbige oder meditative monochrome Monumentalbilder entstehen. Und man begegnet dann bei Hahn tektonisch gebauten Zeichnungen. Schnurgerade Bleistiftlinien beschreiben Um- und Grundrisse auf Bauplänen. Oder aus den Grundformen Dreieck, Quadrat und Rechteck entwickelt er perspektivlose Liniengerüste, die die Blattgevierte ausspannen. Oder er nutzt Millimeterpapiere, Zettel mit Gleichungen und abgelegte Rechnungen als Malgrund und überzieht sie mit freien Formen. In Materialbildern lässt er sich von Fundstücken anregen. Aus kaum beachtenswerten Realitätsfragmenten schöpft er das Inventar für seine Materialexperimente.
Der Münchberger Bildhauer Udo Rödel spürt auf Wanderungen durch die oberfränkische Landschaft achtlos Weggeworfenes, Beiläufiges und längst Vergessenes auf. Er erforscht die Formen der Fundstücke, verändert Oberflächen und verfremdet Objekte. Zumeist sind es nur sanfte Eingriffe in die Elemente aus Stein oder Holz; zu sehr respektiert er deren Naturell und Charakter. Dabei bevorzugt er Granit, Gneis, Fichtelgebirgsmarmor oder Schiefer. Und wie er den Stein mag als erdgeschichtlichen Zeitzeugen, der gewaltige tektonische Zurichtung erfahren hat und das Produkt vielerlei endogener und exogener Kräfte ist. Es sind Säulenreste, Pflaster- oder Grenzsteine, in deren Tiefen er sich meißelt, sägt oder bohrt. Er ergänzt sie durch sein eigenes Formrepertoire aus linearen technoid anmutenden Konstruktionen: hohe, dünne Stahlgestänge, grazile Edelstahlgerüste, präzise errichtete Metallgestelle und -regale. Es sind zumeist zu hochkanten Quadern entkernte Podeste, die die Objekte auf Augenhöhe präsentieren. Nach oben strebende und richtungsbetonende Senkrechten prägen diese Installationen.
Zur Museumseite: Grafikmuseum Stiftung Schreiner
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