Tõnis Käo: "Design als Experiment"
Laufzeit: 22. Januar 2016 bis 03. April 2016
Als führende Institutionen für Gestaltung in Essen präsentieren das Red Dot Design Museum und die Folkwang Universität der Künste ihr erstes gemeinsames Projekt: die 2014 vom Estnischen Designmuseum (Estonian Museum of Applied Art and Design) in Tallinn kuratierte Ausstellung: „Tõnis Käo: ‚Design als Experiment‘, Retrospektive“. Ab dem 22. Januar 2016 wird ein Überblick über das Lebenswerk von Professor Tõnis Käo gezeigt, der an der Folkwangschule für Gestaltung sein Studium absolvierte und als Pionier des Systemdesigns gilt. Bis zum 3. April ist die Sonderausstellung im Red Dot Design Museum auf dem Welterbe Zollverein zu sehen.
Besucherinnen und Besucher erhalten einen Einblick in das Schaffen von Tõnis Käo, der als Industriedesigner große Erfolge feierte und zum zeitgenössischen internationalen Design und seiner Vermittlung beigetragen hat. Der Gestalter zählt zu einer Generation von Designern mit Allround-Fähigkeiten. Dabei liegen seine Stärken vor allem in der interdisziplinären Arbeit und seinem Ansatz, Design als Experiment zu verstehen. Seine Tätigkeit konzentrierte sich stets auf die Gestaltung der Zukunft. Davon zeugen zahlreiche innovative Entwürfe, die Designgeschichte geschrieben haben.
Der Industriedesigner entwarf 1970 gemeinsam mit Herbert Krämer das erste Tastentelefon für die Deutsche Bundespost. Damit setzte er einen neuen Standard, der noch heute unsere Objektebeziehung zu Telefonen prägt. Ebenso verantwortlich ist Tõnis Käo für eine Ikone des Kommunikationszeitalters: das Mobiltelefon „C2 portable“, das 1988 von Siemens auf den Markt gebracht wurde und später zum Designklassiker avancierte.
Tõnis Käo, geboren 1940 in Saaremaa (Estland), studierte von 1962 bis 1967 an der Folkwangschule für Gestaltung in Essen. Nur zwei Jahre nach seinem Abschluss wurde er 1969 als Industriedesigner für Siemens in München tätig, ab1983 leitete Tõnis Käo das Designstudio der Siemens AG. In dieser Tätigkeit widmete er sich unter anderem der Phänomenologie des Produktdesigns: Tõnis Käo definierte ein System von Formmerkmalen und deren Wirkung, um Industriedesignern einen Leitfaden für ihre Arbeit zu geben.
Er hatte erkannt, dass der durch Normen und Standards definierte Einfluss von Systemen in der elektronischen Ära eine bedeutende Rolle im Design spielen würde. Um sich in den bestehenden Kanon von Formen und Systemen einzufügen, seien zwei Formate entscheidend: die Größe einer Scheckkarte sowie eines DIN-A-4-Blattes. Beide Größen seien in der menschlichen Wahrnehmung als vertraut verwurzelt. Aus dieser Einsicht entstanden 1982 die Modelle eines Mobiltelefons in Scheckkartengröße sowie eines DIN-A-4-großen Computers. Sie sind in der Pinakothek der Moderne in München zu sehen und wurden in deren permanente Sammlung aufgenommen. Diese Studien sind das Ergebnis technologischer Entwicklungen, die zur fortschreitenden Miniaturisierung technischer Geräte führe, bis hin zum „Verschwinden der Objekte“. Über 30 Jahre später – in Zeiten von handlichen Smartphones und schlanken Notebooks – sind diese visionären Entwürfe längst bekannte Realität.
Zudem betrachtet Tõnis Käo einen Container als perfektes Designobjekt und Sinnbild für systemisches Design. Container haben eine sinnvolle, gleichwohl ästhetische Struktur. Sie verbinden Form und Funktion in Perfektion und ermöglichen modulare Strukturen. Die immer kleiner werdenden technologischen Einheiten lassen sich so perfekt zu einem großen Ganzen zusammenfügen, ohne dass weitere Anpassungen nötig sind.
Von 1992 bis 2005 lehrte Tõnis Käo als Professor für Industrial Design an der Bergischen Universität Wuppertal, wo er das Lehrkonzept „Design in der Forschung“ entwickelte. Frei von den Zwängen der Praxis eines Designers, konzentrierte er sich vollkommen auf die Forschung und Design als Experiment – mit Blick auf die Zukunft. Von 2004 bis 2007 war er wissenschaftlicher Direktor des Bergischen Institutes für Produktentwicklung und Innovationsmanagement, von 2005 bis 2007 zudem Direktor des Alu-Scout Innovation Awards.
Das Ministerium für Wirtschaft, Energie, Industrie, Mittelstand und Handwerk des Landes Nordrhein-Westfalen, das estnische Kulturministerium sowie Cultural Endowment of Estonia unterstützen die Ausstellung.
Zur Museumseite: Design Zentrum Nordrhein Westfalen / red dot design museum
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