Heidelberger Kunstverein
69117 Heidelberg
Hauptstraße 97

›Es war einmal ein Land‹
Mounira Al Solh, Hera Büyüktaşçıyan, Johanna Diehl, Cevdet Erek, Bengü Karaduman, José F. A. Oliver, Iz Öztat mit Zişan, Wael Shawky, Elisabeth Zwimpfer

Laufzeit: 27. November 2015 bis 14. Februar 2016

›Es war einmal ein Land‹ richtet seinen Blick geografisch in die Region, die sich mit dem Zusammenbruch des Osmanischen Reichs neuordnete. Die Auswirkungen der historischen Entwicklungen sind nicht auf diese Region begrenzt und zeigen sich in der aktuellen Flüchtlingssituation auch in Europa. Neben der Ausstellung im Kunstverein werden fünf Satelliten-Stationen bespielt, die eine thematische und räumliche Verknüpfung in den öffentlichen Raum vornehmen.
Vor etwa hundert Jahren zerfällt mit dem Ersten Weltkrieg das Osmanische Reich in seine Einzelteile und ein Großteil der Region wird vor allem unter den Kolonialmächten Deutschland, England und Frankreich sowie Russland neu aufgeteilt.

In dieser Zeit kommt es 1915 zum Genozid an den Armeniern und mit der Balfour-Deklaration wird 1917 in Palästina der Weg für einen jüdischen Staat geebnet. Als weitere Folge kolonialistischer und nationalistischer Bewegungen im 19. Jahrhundert wird der Vielvölkerstaat Osmanisches Reich 1922 aufgelöst und 1923 die Republik Türkei ausgerufen. Die fatalen Konsequenzen des Ersten Weltkriegs und die Auswirkungen bis in den Mittleren und Nahen Osten sind bis zum heutigen Tag spürbar und lassen die Region nicht zur Ruhe kommen.
Dieser historische Ausgangspunkt ist zur Betrachtung der Gegenwart unabdingbar. Die derzeitigen Migrationsbewegungen aus dem Nahen Osten stehen im direkten Zusammenhang mit der Neuordnung der Region zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Europa erlebt zum ersten Mal in dieser Weise die Konsequenzen des labilen Zustands im Nahen Osten, wo Menschen in großer Zahl schon seit den 1940er Jahren in Flüchtlingslagern leben oder ihre Heimatländer verlassen haben.
In ›Es war einmal ein Land‹ erzählen acht künstlerische Positionen eine a-chronologische, stark fragmentierte, aber wechselseitige Geschichte. Den zeitlich entferntesten Eckpunkt bildet die Rede von Papst Urban II., der 1095 zum Kreuzzug gegen die Muslime aufrief. ›Cabaret Crusades: The Horror Show Files‹ ist der erste Teil der Trilogie des ägyptischen Künstlers Wael Shawky, der filmisch mit Marionetten aus dem 18. Jahrhundert diese wichtige Epoche aus arabischer Perspektive erzählt. Ein Krieg, der zweihundert Jahre andauerte, Menschen von Europa zu Fuß nach Jerusalem gehen ließ und das Verhältnis zwischen dem Islam und dem Christentum bis zum heutigen Tag geprägt hat.

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