Einblick in die Sammlung: Hermann Rombach zum 125. und Leonhard Oesterle zum 100. Geburtstag
Laufzeit: 08. August 2015 bis 01. November 2015
Anlässlich der runden Geburtstage von Hermann Rombach (1890–1970) und Leonhard Oesterle (1915–2009) zeigen wir Gemälde, Zeichnungen und Skulpturen aus unserer Sammlung, sowie bisher nicht ausgestellte Dokumente aus dem Bestand des Stadtarchivs.
Hermann Rombachs Familie zog, als er 14 Jahre alt war, nach Bietigheim, wo er auch 1970 verstarb. Die Stadt verlieh ihm 1965 die Erwin von Bälz-Plakette. Nach einer Lehre als Zeichner bei den Deutschen Linoleumwerken folgte 1909–15 das Studium an der Stuttgarter Akademie bei Robert Poetzelberger, Christian Landenberger, Robert von Haug und Alexander Eckener. Ab 1919 war er als Illustrator von zahlreichen Bilderbüchern sowie für diverse Zeitschriften und Zeitungen tätig, leitete 1928–33 die Zeichenklasse an der Höheren Fachschule für das Graphische Gewerbe Stuttgart und unternahm ausgedehnte Studienreisen nach Frankreich, Italien Bulgarien, Schweden und Libyen. Rombachs Gemälde belegen seine Auseinandersetzung mit der Landschaftskunst Van Goghs und der deutschen Impressionisten bis hin zur Neuen Sachlichkeit. Sein zentrales Medium war die Zeichnung, in der sich seine große Begabung und seine Auseinandersetzung mit den damals aktuellen stilistischen Kunstströmungen zeigen sowie der sozial- und gesellschaftspolitische Zeitgeist spiegelt. Seine mit Witz und Ironie gespickte Umsetzung von Gesehenem und Erlebten schlug sich auch in den zahlreichen Kurzgeschichten und Romanen nieder, die er schrieb und zugleich illustrierte, wenngleich viele nicht verlegt wurden. Hier findet sich denn auch die Schnittstelle zwischen den Brüdern Rombach: Der Künstler Hermann und der Schriftsteller Otto, der ebenso große Wertschätzung genießt und als Namensgeber der hiesigen Bücherei fungiert, haben das kulturelle Leben Bietigheims maßgeblich mitbestimmt.
Die Städtische Galerie Bietigheim-Bissingen besitzt den größten Sammlungskomplex dieses wichtigen hiesigen Künstlers und zeigte 1990 eine große Retrospektive, der 1998 eine Ausstellung seiner Bücher und Illustrationen folgte. Seither wurden seine Werke häufig in Sammlungspräsentationen einbezogen. 2011 erhielt das Stadtarchiv ein umfangreiches Konvolut an Dokumenten, Manuskripten und kleinen Zeichnungen Rombachs, die nun in dieser Ausstellung erstmals gezeigt werden, gemeinsam mit Gemälden, Zeichnungen sowie Büchern und Illustrationen der Städtischen Galerie.
Leonhard Oesterle wurde 1915 in Bietigheim geboren und blieb mit der Stadt zeitlebens verbunden. Allerdings musste er als Mitglied der kommunistischen Jugendorganisation eine Haft u.a. im Zuchthaus Ludwigsburg und in den Konzentrationslagern Börgermoor und Dachau ertragen, ihm gelang schließlich die Flucht aus dem Außenlager Radolfzell in die Schweiz. 1952 kehrte er zurück nach Deutschland, wanderte aber 1956 nach Toronto in Kanada aus, wo er auch 2009 verstarb. Die menschliche Figur, vor allem der weibliche Akt, war das Thema, das Leonhard Oesterle über Jahrzehnte hinweg immer wieder von Neuem fasziniert hat. Eine naturalistische Auffassung lag ihm allerdings fern. Nachdem der Bildhauer in der ersten Hälfte der 1960er Jahren schlanke, fragile Figuren mit grob aufgebrochenen Oberflächen und einer Ästhetik des „Unvollendeten“ geschaffen hatte, kehrte er Mitte der 1960er Jahre wieder zu runden, geschlossenen Formen zurück, die schon für seine Anfänge in Kanada charakteristisch gewesen waren. In der Auseinandersetzung mit Aristide Maillol und Henry Moore, aber auch mit der primitiven Skulptur der kanadischen Eskimos gelangte er zu einer beeindruckenden Vereinfachung und Abstrahierung. Neben zahlreichen Kleinplastiken und Skulpturen für den öffentlichen Raum – in Bietigheim der Weibliche Torso in der Hauptstraße, das Junge Pferd und die Liegende im Bürgergarten –, v.a. in Bronze und in Stein entstanden auch einige Werke aus Altmetall-Fundstücken. Die Zeichnungen in Bleistift, Kohle und Kreide sind als Vorarbeiten zu den Skulpturen des Bildhauers zu verstehen, üben aber auch einen eigenständigen Reiz aus.
Zur Museumseite: Städtische Galerie
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