CAPRI INSEL
Eine unerfüllte Sehnsucht

Laufzeit: 08. Mai 2015 bis 31. Mai 2015

Vernissage: 08. Mai 2015, 19 Uhr

Midissage-Konzert »Nimm 5«
Am Freitag, den 22. Mai um 18:00 Uhr wird Carolyn Krüger zum Thema »Ich« und zu einem vertrauten Jazzstück aus der Zeit Ende der 50er Jahre auf der Gitarre improvisieren.

»ICH« Jahresthema 2015: wir beobachten die mediale Vielfalt des ICH, des unentwegt gespaltenem ICH und die damit einhergehende Auflösung des ICH, des Individuums.

CAPRI INSEL
Eine unerfüllte Sehnsucht


Capri ist eine italienische Felseninsel im Golf von Neapel. Die kleine Insel ist für ihre Höhlen am Meer bekannt und seit der Altsteinzeit besiedelt. Kaiser Tiberius wählte Capri zu seinem Regierungssitz, vermutlich um in der Abgeschiedenheit besser seinen Lüsten frönen zu können - diese werden in der Literatur ausgiebig beschrieben.

»Wenn bei Capri die rote Sonne im Meer versinkt ... «
Der deutsche Komponist Gerhard Winkler schrieb das Lied »Capri-Fischer« im Jahre 1943. Weil Italien im selben Jahr dem Deutschen Reich den Krieg erklärte und die U.S.A. bereits auf Capri gelandet war, wurde das Lied im Rundfunk boykottiert. In der Nachkriegszeit erlebte das Lied schließlich einen Boom. Es stand exemplarisch für die Sehnsucht der Deutschen nach Italien. Winkler gab später zu, dass er das Land nicht kannte und es auch sein Sehnsuchtsland war.

Auf der Ausstellung CAPRI INSEL sind die Werke von Carolyn Krüger und Brigitte Kottwitz (Künstlerinnenpaar CaBri), Karin Rahts und Klaus Bittner sowohl im Verhältnis zueinander zu sehen, als auch im Hinblick auf das Thema Ich-Sehnsucht.

Die Gruppenausstellung CAPRI INSEL geht von der Installation/Happening »Capri-Fischer« von CaBri aus: »Die Ausstellung ist eine Reminiszenz an unsere gemeinsame künstlerische Zusammenarbeit unter dem Namen »CaBri«. So wie der Name nur ähnlich ist, so stimmen auch alle anderen Elemente irgendwie nicht ganz. Wir haben die Insel nie besucht. Die Klaviermusik hält sich nicht an die Originalnoten. Damals gab es kein Karaoke. Wir beziehen uns auf das Klischee eines Ortes und einer Zeit, die es schon lange nicht mehr gibt. Das Lied spricht eine Sehnsucht aus, die nicht erfüllt wird. Der Wunsch und die Vorstellung sind dichter und realer als die Wirklichkeit. Jeder Teilnehmende an diesem Happening kann die Gelegenheit ergreifen, sein ICH einzubringen.«

Karin Rahts Arbeitsweise ist empirisch und ähnelt damit der Vorgehensweise der frühen Naturforscher oder Alchemisten. Sie interessiert sich für unterschiedliche Materialität. Es geht für sie um das Entdecken von Fremdheit, auch um Vorläufigkeit und die Möglichkeit von Veränderungen im freien Spiel mit bildnerischen Mitteln. In der Ausstellung zeigt Rahts u.a. sieben Leinwände aus der Serie »Barbados remember«, Entmalungen älterer Ölmalereien, mit einer Sammlung von unterschiedlichen Fundstücken der Gattung Fächerkorallen aus 2014.


Klaus Bittner nennt sein Arbeitsprinzip »die variable Reaktion«, getreu dem Motto »nicht auf den Stühlen zu sitzen, sondern zwischen ihnen zu tanzen.« Er ist ein Künstler mit unterschiedlichen Facetten und auf der CAPRI INSEL zeigt er sein Werk »Die Geschichte der Menschheit« von 1993, mit Schriftzeichen verschiedener Kulturen. Ein Steinzeit-Mensch mit Krawatte und ein Wesen, hinter dessen Menschenmaske der alte Affe wieder zum Vorschein kommt. In Jahrtausenden der Menschheitsgeschichte hat sich nichts geändert. Das ICH wird nach wie vor von alten EGO-Mustern beherrscht.

Eine Reise zu CAPRI INSEL, eine Fahrt zu einem entfernteren Ort. Im Verb »reisen« ist die Bedeutungskomponente des Aufbruchs, der Abreise noch in Ansätzen erhalten. Neben der physischen Fortbewegung kann eine Reise etwa den Wandlungsprozess im Leben eines Menschen beschreiben. Demnach ist die Reise nicht als Entfernungsüberbrückung, sondern als Bild für das Leben eines Menschen zu verstehen, welches beispielsweise die Persönlichkeitsformung zum Ziel hat. Daniel Boorstin (amerikanischer Historiker und Schriftsteller) erzählt uns über die Differenz zwischen Reisenden + Touristen: Erstere setzten sich Risiken und Unannehmlichkeiten aus und seien aktiv auf der Suche nach persönlicher Weiterentwicklung. Letztere suchten lediglich das Vergnügen. CAPRI INSEL, ein Ort um vertraute Verhältnisse zu verlassen.

Kategorien:
Kunst | Zeitgenössische Kunst | 21. Jahrhundert |  Ausstellungen im Bundesland Hessen | Ort:  Frankfurt am Main |
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