Helden der Arbeit

Laufzeit: 09. November 2014 bis 31. Mai 2015

25 Jahre nach dem Mauerfall erinnert das LWL-Industriemuseum an das Ende der DDR und den dortigen Kult um die "Helden der Arbeit". Von Sonntag (9.11.) bis zum 31. Mai 2015 präsentiert der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) in seinem Ziegeleimuseum Lage (Kreis Lippe) eine Ausstellung über die Geschichte und Hintergründe der staatlichen Auszeichnung. Neben Orden und Urkunden werden Skulpturen, Propagandaplakate, Banner, Wimpel und Fotos gezeigt.

Die Schau spiegelt den Aufwand wider, den die Sowjetunion und die DDR unternahmen, um die Bevölkerung mit Hilfe von staatlichen Auszeichnungen für den Wettstreit mit dem Westen zu motivieren. "Die Staaten versuchten, Anschluss an den wirtschaftlichen Vorsprung des Westens zu gewinnen und die Versorgung der Bevölkerung zu sichern. Durch Leistung zum Fortschritt lautete die Devise", erklärte LWL-Museumsleiter Willi Kulke am Dienstag (4.11.) bei der Vorstellung der Ausstellung in Lage.

Im Wettstreit um die politische und wirtschaftliche Vorherrschaft schuf die Sowjetunion mit Alexej Stachanow den ersten Helden der Arbeit. Der Bergmann erzielte im August 1935 mit Hilfe von sieben Zuarbeitern innerhalb einer Arbeitsschicht ein Resultat von 102 Tonnen abgebauter Braunkohle - die 13-fache Tagesleistung. Etwas später konnten Stachanow und seine Kameraden ihren Rekord sogar noch überbieten und förderten 207 Tonnen Kohle während einer Schicht. "Tatsächlich war die Rekordleistung im Vorfeld sorgfältig geplant und der Arbeitsplatz entsprechend vorbereitet worden", so der LWL-Museumsleiter. Stachanow wurde zum Vorbild stilisiert. Als Anreiz für besondere Leistungen dienten künftig Ehrenzeichen sowie auch Geld- und Sachleistungen.

Auch die DDR kürte nach dem Zweiten Weltkrieg Arbeiterhelden. West- und Ostdeutschland kämpften um den raschen Wiederaufbau der zerstörten Städte und Fabriken. Während der Westen durch den Marshall-Plan unterstützt wurde, litt der Osten unter den Folgen der Demontage durch die Sowjetunion. Um die Motivation der Bevölkerung zu erhalten, übernahm die DDR die Methode der Sowjetunion und baute den Bergmann Adolf Hennecke als ersten Arbeiterhelden auf. Willi Kulke: "Hennecke war der ideale Bergmann, denn er war nicht der klassische, unerreichbare Held, sondern ein engagierter Arbeiter, der schon unter normalen Umständen weit über seinen Sollzahlen arbeitete." Auch die Rekordschicht Henneckes im Oktober 1948 wurde penibel vorbereitet, so dass er 387 Prozent des Plansolls abbaute, das unter normalen Bedingungen gefördert wurde. "Es gießt wie Hennecke" und "Der rennt wie Hennecke" gehörten bald zum alltäglichen ostdeutschen Sprachgebrauch. Die Hennecke-Aktivistenbewegung sollte unter dem Motto: "Mehr produzieren, gerechter verteilen, besser leben!" den Vorsprung des Westens verkürzen.

Durch die vermehrte Westflucht von Fachkräften verschärfte sich die ökonomische Krise. Die daraus resultierende Erhöhung der Arbeitsnormen löste letztendlich den Volksaufstand am 17. Juni 1953 in Berlin aus. Die DDR-Regierung reagierte mit Verhaftungen und Repressalien gegen Oppositionelle. Sie schuf aber auch wieder eine neue vorbildhafte Heldin der Arbeit: Frida Hockauf. Der Weberin wurde die Parole "So wie wir heute arbeiten, werden wir morgen leben" zugeschrieben. Durch maximale Arbeitsleistung sollten die Arbeiter in Vorleistung treten - im Gegenzug versprach der Staat eine bessere Zukunft. Mit dem Zusammenbruch des totalitären Systems wurden Orden und Ehrenurkunden wertlos. Was blieb, war die Hoffnung auf Freiheit und Wohlstand.

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