Oberschlesisches Landesmuseum
40883 Ratingen
Bahnhofstraße 62

HeimatWeh - Zuhause in Europa

Laufzeit: 09. November 2014 bis 05. April 2015

Die Ausstellungstrilogie der „Stiftung Zentrum gegen Vertreibung“ ist ein Beitrag zur historisch-politischen Bildung. Sie bekundet zudem Solidarität für und Anteilnahme an den Vertreibungsschicksalen anderer europäischer Völker. Viele Beispiele behandeln die deutschen Volksgruppen im Osten und Südosten Europas. Somit wird ein großer zeitlicher, thematischer und geographischer Bogen gespannt. Besonders Schulen sind angesprochen, denn allen Altersstufen bieten sich Eindrücke von Deutschlands Bezügen zu den östlichen Nachbarstaaten.

Die Gerufenen

Wanderung, Niederlassung und Heimischwerden sind zentrale Themen europäischer Geschichte. Die Besiedlung ost- und südosteuropäischer Regionen seit dem Mittelalter durch deutsche Auswanderer ist Teil dieses Geschehens.

Zu ihren Pionieren gehörten die Mönchsorden. Bauern, Kaufleute und Handwerker wurden von Herrschern oder lokalen Grundherren angeworben. Strukturschwache Gebiete sollten durch neue Bewohner gefördert werden. Weitreichende Privilegien dienten als Anreiz. Unterschiedliche Motive bewegten die Menschen dazu, die Heimat zu verlassen und in der Ferne ihr Glück zu suchen. In den Siedlungsgebieten entstand eine Vielfalt an städtischen und ländlichen Lebensformen. In den multiethnischen Städten und Landstrichen lebten unterschiedliche Völker, ethnische und religiöse Gruppen über einen langen Zeitraum friedlich zusammen.

Die Ausstellung umfasst eine Zeitspanne von 800 Jahren. Geographisch gelangt halb Europa in den Blick: von der Ostsee bis zum Schwarzen Meer und vom Böhmerwald bis zum Kaukasus.

Erzwungene Wege

Mehr als 30 Völker Europas haben im 20. Jahrhundert als Ganzes oder in Teilen ihre Heimat verloren. In dieser Ausstellung sollen gemeinsame, aber auch unterschiedliche Ursachen, Wirkungen und Folgen von Zwangsmigrationen dokumentiert werden. Dabei wird keine Gewichtung der Leiden jedes einzelnen Betroffenen vorgenommen. Vielmehr folgt die Ausstellung dem Postulat der unteilbaren Humanitas.

Die ausgewählten Fallbeispiele von Flucht und Vertreibung durchmessen zeitlich und räumlich das Europa des 20. Jahrhunderts. Sie geben einen Überblick über unterschiedliche Erscheinungsformen von erzwungener Migration. Es werden auch historische Vorgänge dargestellt, die in Deutschland oder im übrigen Europa wenig bekannt sind. Anhand von zehn Beispielen, vom Völkermord der Armenier 1915/16 über den Holocaust, die Vertreibung der Westkarelier oder den Zypern Konflikt in den 1960er und 70er Jahren bis zu Krieg und Vertreibung im ehemaligen Jugolslawien in den 1990er Jahren, verdeutlicht die Ausstellung, dass Vertreibungen im 20. Jahrhundert ein gesamteuropäisches Phänomen darstellten.

Angekommen

Die Integration von 12 bis 15 Millionen Flüchtlingen und Vertriebenen war rückblickend ein Erfolg, der zu den größten Leistungen Deutschlands nach 1945 zählt. Der Weg dahin war jedoch von einer Vielzahl menschlicher Härten, Leid der Betroffenen und Spannungen zwischen Alteingesessenen und Neuankömmlingen geprägt. geprägt.

Fehlender Wohnraum, Mangelernährung, soziale und wirtschaftliche Ausgrenzung begleiteten den Weg zum Miteinander in Deutschland. Der Wille der Vertriebenen, das Land aus den Trümmern des Krieges mit aufzubauen, sowie für ein Europa in Frieden zu arbeiten, war wesentlicher Teil des Erfolges.

Es kam zu den größten politischen, sozialen und konfessionellen Veränderungen seit dem 30-jährigen Krieg. Aus vielschichtigen Kulturen der Alt- und Neubürger entstand eine neue deutsche Identität. Daher stellt die Pflege der kulturellen Wurzeln, welche Flüchtlinge und Vertriebene nach 1945 in die neu entstandene Gesellschaft eingebracht haben eine gesamtdeutsche Verantwortung dar.

Kategorien:
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