Hommage à Heinrich Siepmann
Laufzeit: 26. Juni 2014 bis 16. November 2014
Das Kunstmuseum der Stadt Mülheim an der Ruhr verfügt über umfangreiche Sammlungsbestände des Malers Heinrich Siepmann. Zurückgehend auf Erwerbungen von Werner Kruse und Christel Denecke umfassen sie auch frühe Zeichnungen und Aquarelle aus den 1930er- und 1940er-Jahren, die auf Siepmanns Anfänge als gegenständlicher Zeichner von Architekturen, Städten und Landschaften zurückführen. Über diese Motive fand er 1945, nach Kapitulation und Kriegsende, zu ungegenständlichen, spannungsvoll ausbalancierten Kompositionen.
Die konstruktive Gestalt und die räumliche Anordnung von Architekturen, Gegenständen und Landschaften wurden in diesen Jahren zum Ausgangspunkt neuer Formfindungen. Wie die Papierarbeiten anschaulich zeigen, führte der Weg auch über die Auseinandersetzung mit Strukturen, Licht und Transparenz, Bild- und Gittergerüsten sowie Rhythmisierung und Bilddynamik. In ihrer Handschriftlichkeit und empfindsamen Farbgebung lassen sie immer auch den forschenden und suchenden Künstler erkennen. Als Mitbegründer der Künstlergruppe „junger westen“ wirkte Siepmann nach 1945 am geistig-künstlerischen Aufbau des westdeutschen Kunst- und Kulturlebens wesentlich mit. Auch wenn er in der Verbindung von konstruktiven und malerischen Ansätzen einen eigenen variantenreichen Weg innerhalb dieses Kreises und der konstruktiven Kunst beschritt, so fand er zunächst in Emil Schumacher, Thomas Grochowiak, Gustav Deppe, Ernst Hermanns und Hans Werdehausen einen Kreis von Gleichgesinnten.
In den 1960er-Jahren traten große Aufträge für den öffentlichen Raum neben sein freies künstlerisches Werk. Zu nennen sind hier das 1964 entstandene, 6,30 m hohe Mosaik für den Rathaus-Neubau der Stadt Mülheim an der Ruhr, das zerstörte Mosaik am Gesundheitsamt oder die heute eingelagerte Glasfensterwand für die ehemalige Stadtbücherei und der Wandteppich im Ruhrfestspielhaus Recklinghausen. 1965, kurz nach der Fertigstellung des Mosaiks im Rathaus, hob Siepmann die Notwendigkeit hervor, das Malen immer wieder neu überdenken zu müssen: „Impulse kommen in der Infragestellung des Erworbenen, im Wagnis und Experiment.“
Der überregionale Durchbruch im Kontext einer konkret-konstruktiven Kunst gelang in den 1970er-Jahren. Siepmann arbeitete bis zu seinem Tod und schuf mit den Collagen ein beeindruckendes Alterswerk. Trotz des reduzierten Repertoires an Formen und Farben entfaltet er in den Collagen eine ungeahnte Variationsbreite und Bilddynamik, die erkennen lassen, dass Siepmann sich auch im hohen Alter nicht auf einmal gefundene Formen festlegen ließ.
Diese Ausstellung mit Papierarbeiten anlässlich des 110. Geburtstags begleitet die Re-Installation von Siepmanns Mosaik im Rathaus. Sie versteht sich aber auch, so Museumsleiterin Dr. Beate Reese, „als ’Vorgeschmack’ auf die für 2016/2017 geplante Werkschau zu Siepmann, mit deren Vorbereitungen in diesem Jahr begonnen wird.“
Mit einzelnen Werken lenkt sie den Blick auch auf jene Künstler und Künstlerinnen, die neben bekannten Größen wie Emil Schumacher in seiner Heimatstadt seinen Weg begleiteten und mit ihm in Austausch standen. Zu diesem Kreis bekannter und befreundeter Künstler gehörten u. a. der Bildhauer Ernst Rasche, der am Bauhaus geschulte Werner Graeff und seine Frau, die Künstlerin Ursula Hirsch, Kurt Rehm, mit dem er zusammen ausstellte, sowie die Fotografin Evelyn Serwotke, die sich in ihrer Fotografie vor allem mit der Konstruktion von Architekturen auseinander setzte. Dass das Erbe von Heinrich Siepmann bis heute nachwirkt, dafür steht exemplarisch die Papierarbeit von Thomas Koch.
Zur Museumseite: Kunstmuseum Mülheim an der Ruhr in der Alten Post
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