Wolfgang Betke: se faire voyant
Laufzeit: 03. Juni 2014 bis 27. Juli 2014
Zunächst geht es in dieser Ausstellung um die Haltung des Künstlers selbst. Kann er für seine Kunst den Nullpunkt suchen? Sich auf einen Ort beziehen und von Grund auf neu beginnen? Was geschieht, wenn Kunst Programme verweigert, Regeln vergisst? Gibt es trotz allem eine gemeinsame Sprache für dieses Experiment?
Die Technik, die Wolfgang Betke dabei anwendet, ist eine Mischung aus Improvisation, Assoziation und intuitiver Selbstkorrektur. Auf großformatigen, mit Aluminiumblech beschlagenen zweiteiligen Tafeln legt er Kompositionen an, die man mit gleichem Recht abstrakt oder figurativ nennen könnte. Tatsächlich scheinen in den Bildkonstruktionen Figurenumrisse auf. Zeichen erinnern wie Chiffren an Objekte, gehen bei näherer Betrachtung aber doch in einem abstrakten Ganzen auf, das sich nicht als Bildprogramm entschlüsseln lässt.
Die wie aufgeklappte Altartafeln im Raum aufgestellten Bildtafeln machen mit jeder Minute, die der Betrachter investiert, deutlicher, dass sie sich einer erklärenden, beruhigenden Ausdeutung verweigern. Im selben Maße aber entlasten sie das Publikum von der Pflichtaufgabe, sich kunsthistorische Voraussetzungen anzueignen, ein malerisches Programm nachzuvollziehen, die Konstruktionslinien eines alle künstlerischen Handlungen anleitenden Konzepts aufzudecken. Nicht ein Erklär-Text hilft hier weiter, sondern die vertrauensvolle Vertiefung in die entstehenden Binnenstrukturen, das Folgen von Form zu Form und die Entdeckung der zeitlichen Schichten, mit denen sich dieser Malerleiprozess angereichert hat.
Denn die wichtigsten Werkzeuge Betkes sind nicht Pinsel und Farbe allein, sondern ein Arsenal von Schleifwerkzeugen. Der Maler fügt hinzu, nimmt weg, malt, schleift ab, wischt, verletzt die Oberfläche, balanciert die Komposition zwischen den entstehenden Leerstellen neu aus.
Für die Freundschaftsinsel hat sich Wolfgang Betke sowohl mit der Architektur des Pavillongebäudes als auch mit dem Garten und dem räumlichen und sozialen Umfeld der Ausstellungssituation beschäftigt. Am Ende wird es in dem offenen Experiment auch darum gehen, wie und mit welcher Nähe wir über Kunst sprechen können.
Zur Museumseite: Brandenburgischer Kunstverein Potsdam e.V.
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