Das Museum der Fotografie? Eine Revision
Laufzeit: 28. Juni 2014 bis 05. Oktober 2014
Seit Jahrzehnten geistert ein Phantom durch die Podien, Zeitschriften und Feuilletons: das Museum der Fotografie. „Man brauche es“, sagen die Befürworter, „wirklich?“ erwidern die Gegner. Bei Roland Barthes heißt es, die Fotografie werde gebändigt, wenn man sie zeigt, wo und wie man üblicherweise Kunst zeigt: im Museum, im Rahmen, proper im Passepartout. Der Sammler Erich Stenger (1878–1958) betrachtete Fotografien nie als Kunst, sondern als Belege einer Technik, seine Vision ihrer Präsentation war aber eine museale.
Seit den 1920er Jahren plädierte er für ein (Technik-)Museum der Fotografie, für das er sammelte und auch einen Ordnungsplan entwarf. Dem Systematiker Stenger waren Rahmen und Vitrinen liebstes Ausstellungsmobiliar. Heute ist seine umfangreiche Sammlung Teil der Sammlung Agfa und damit ein wichtiger Bestand der Fotografischen Sammlung des Museum Ludwig, eines Kunstmuseums also.
Wie aber in einem Kunstmuseum mit dieser Sammlung umgehen? Unter verschiedenen Aspekten sind Teile seiner Sammlung schon seit dem frühen 20. Jahrhundert zu sehen gewesen. Im Museum Ludwig in den Ausstellungen „Facts“, „Silber und Salz“, „An den süßen Ufern Asiens“ und vielen anderen. Jetzt soll aber Stengers eigene Sammlungsidee in den Fokus gerückt und überdacht werden. Schließlich sind Museen und Archive heute Gegenstand hitziger Debatten und intensiver Selbstreflexion. Sie bilden und regulieren das kulturelle Gedächtnis. Sie nehmen Einfluss auf unsere Sicht der Vergangenheit und Gegenwart, Fotografie im Museum ganz besonders. Als die Sammlung Stenger 2005 zum nationalen Kulturgut erklärt wurde, wurde diese Funktion quasi amtlich. Grund genug, sie einer Inventur zu unterziehen und zu untersuchen, was nach welchen Kriterien gesammelt wurde und wie man heute in einem Museum mit diesen Objekten umgehen möchte.
Kuratorin: Miriam Halwani
Dr. Miriam Halwani betreut seit Herbst 2013 die Fotografische Sammlung von ihren Anfängen bis 1960. Sie beschäftigte sich in ihrer Dissertation mit der Geschichtsschreibung der Fotografie, ihren Mythen und Vorbildern und dabei auch mit dem Sammler Erich Stenger. Im Berliner Museum für Fotografie kuratierte sie die Schau „Berliner Photographie 1921“, im Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart, Berlin, die Ausstellungen „Lothar Wolleh: Joseph Beuys im Moderna Museet, Stockholm, 1971“ sowie als Co-Kuratorin „Martin Kippenberger: sehr gut | very good“.
Zur Museumseite: Museum Ludwig
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