UEBER DAS RADIKALE NEBENEINANDER
Gerry Bibby, Rachel Harrison, Michael Krebber, Mathieu Malouf, Michaela Meise, Yorgos Sapountzis, Lucie Stahl, Josef Strau, Philipp Timischl
Laufzeit: 05. April 2014 bis 11. Mai 2014
Zeitgenoessische Kunst weist oftmals ein Moment von Ambiguitaet auf, ist mithin von werkimmanenten Widerspruechen gekennzeichnet, so dass sie sich auf keinen evidenten gar singulaeren Sinnzusammenhang fixieren laesst. Dieser Aspekt zeitgenoessischer Kunst soll mit der Gruppenausstellung „Ueber das radikale Nebeneinander“ ins Blickfeld gerueckt und von unterschiedlichen Perspektiven aus beleuchtet werden.
Die mit dem Begriff Ambiguitaet umschriebene Mehrdeutigkeit findet ihre Voraussetzung in der kuenstlerischen Strategie des „Radikalen Nebeneinander“ – ein Begriff, den Susan Sontag 1968 im Bezug auf das Happening gepraegt hat. Mit dem Radikalen Nebeneinander ist eine Vorgehensweise gemeint, die mit einer Ueberfuelle und Unuebersichtlichkeit an und dem Nebeneinandersetzen von disparaten Motiven, Thematiken und Materialien operiert, so dass die entsprechenden Werke einen assoziativen Ueberschuss an Bedeutung generieren.
Unter dem Sontag entliehenen Begriff versammelt die Ausstellung folglich kuenstlerische Werke, die sich mittels der Strategie des Radikalen Nebeneinander einer eindeutigen Lesbarkeit entziehen sowie autoritaerer Gesten verweigern. Die Ausstellung ist dabei als Versuch und Vorschlag eines Gegenentwurfes gemeint; und zwar zu einer Kunst, die auf das weit verbreitete Verfahren des expliziten Verweisens auf eine Referenz oder einer Fragestellung basiert und damit nach wie vor auf eine Aussage pocht, die es zu entschluesseln bzw. nachzuvollziehen gilt - eine Kunst also, der das Potential zum Paradoxen, Missverstaendlichen und Zufaelligen fehlt.
Entgegen landlaeufiger Annahmen stellt Ambiguitaet jedoch kein Spezifikum der Gegenwartskunst dar. Sie ist nicht als zeitgenoessische Feier der Beliebigkeit abzutun. Denn die Kuenste sind seit jeher ein Ort, an dem sich ambigue Strukturen und ambivalente Rezeptionsweisen artikulieren, wenn auch in einem staendigen historischen Wandel. So existierten bereits im Mittelalter und in der fruehen Neuzeit kuenstlerische und rezeptionsaesthetische Modelle der Mehrdeutigkeit wie auch um 1800 (etwa bei Goethe, Schlegel und Novalis) die Raetselhaftigkeit wie Vieldeutigkeit des kuenstlerischen Werkes zum Qualitaetsmerkmal erhoben wurde und Ambiguitaet gar als aesthetisches Paradigma galt.
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