Die Liebe zu den Dingen
Laufzeit: 23. November 2013 bis 30. März 2014
Rund 10.000 Dinge besitzt jeder Mensch in der westlichen Welt. Eine unvorstellbare Menge! Seit Anbeginn geht mit der Entwicklung der modernen Industriegesellschaft ein Gefühl des Unbehagens einher, das vor allem kulturkritische Beobachter – von Karl Marx und Sigmund Freud bis Zygmunt Bauman und Charles Taylor – immer wieder formuliert und analysiert haben. So werden beispielsweise Entwicklungen wie die industrielle (Massen-)Produktion von Waren und die Möglichkeit ihres Konsums für alle nicht nur als wesentliche Errungenschaften gefeiert, sondern auch als kulturell bedrohlich gewertet.
Im Jahr 2008 verlieh der britische Anthropologe Daniel Miller in seinem Buch The Comfort of Things dieser kritischen Haltung gegenüber den Dingen eine interessante Wendung. Über die Beziehung zu den Dingen gewinnt er Erkenntnisse über die Beziehung der Menschen zu sich selbst und zu anderen Menschen, und er zeigt auf, wie sich Dinge positiv auf unser Leben auswirken können. Miller sieht in der je spezifischen Anordnung der Dinge in den Wohnungen der Menschen, die er in seiner Feldstudie besucht hat, eine kosmologische Ordnung gespiegelt. Auch in den Kunst- und Kulturwissenschaften und der Amerikanistik wird das Areal um die „Dinge“ des Alltags in den Thing Studies und Material Culture Studies seit einiger Zeit so positiv gewendet, wie es Philosophen wie Walter Benjamin, Michel de Certeau, Jean Améry oder Hannah Arendt in ihren Schriften schon früher formuliert haben.
Die Ausstellung Die Liebe zu den Dingen versammelt vorwiegend installative Arbeiten, in denen sich eine grundsätzlich positive Haltung gegenüber Dingen widerspiegelt. Die Künstlerinnen und Künstler der Ausstellung nehmen Fragmente des Alltags, der urbanen Umgebung oder vertraute Objekte und stellen sie in einen neuen Kontext. So lassen sie neue Wege entstehen, Dinge wahrzunehmen und Relationen sichtbar zu machen – sowohl für die sinnlich visuelle als auch die intellektuelle Reflektion.
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