Schwarze Keramik

Laufzeit: 17. März 2013 bis 13. Oktober 2013

Die Keramikherstellung ist eine der ältesten Kulturtechniken des Menschen. Es entstand vor Jahrhunderten auch eine besondere Herstellungsmethode: das sogenannte "Schwarzbrennen", welche sich bis heute in Portugal erhalten hat. Ein reduzierender, luftarmer Brand sorgt für die dunkle Einfärbung der Tonwaren. Alltagsgegenstände und Zierkeramiken der schwarzen Keramik präsentiert der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) ab Sonntag, 17. März, in seinem Ziegeleimuseum Lage. Bis 13. Oktober sind im LWL-Industriemuseum rund 150 Stücke aus der Sammlung von Werner Tobias sehen.

Seit 30 Jahren beschäftigt sich der ehemalige Hochschuldozent der Universität Osnabrück mit der besonderen Keramik. In den 1980er Jahren veröffentlichte er ein Buch und einen Film über das Töpferdorf Bisalhães bei Vila Real in Nordportugal. Damals gab es in der Region noch 48 Töpfer, die nur schwarz gebrannt haben; heute sind es noch 16. Werner Tobias hat die Entwicklung in Portugal kontinuierlich verfolgt und bei seinen zahlreichen Besuchen in der Region systematisch eine umfangreiche Sammlung mit über 500 Stücken zusammengetragen. Vor einigen Jahren hat er den größten Teil dieser Sammlung dem Nationalen Ethnologischen Museum in Lissabon vermacht. Die jetzt in Lage ausgestellten Keramiken sind doppelte, aber auch sehr seltene Stücke aus seiner verbliebenen Sammlung.

Wie die Keramiken entstehen, können Besucher des LWL-Industriemuseums in einem Film verfolgen, den der Sammler 2002 zusammen mit einer portugiesischen Ethnologin produziert hat. Der 30-minütige Film dokumentiert die Arbeit eines Töpfers, der als einziger noch regelmäßig und ausschließlich im "offenen Feldbrand" brennt. "Live" erleben können Gäste die Produktion schwarzer Keramik am ersten Juli-Wochenende. Dann baut der portugiesische Töpfer António Marques einen Meilerofen in Lage auf und brennt Keramiken auf traditionelle Art.

Hintergrund

Die portugiesischen Töpfer der schwarzen Keramik brennen ausschließlich im Reduktionsverfahren, benutzten aber je nach Region in Form und Größe sehr unterschiedliche Öfen: frei stehende Feldbrandöfen, die rund oder kegelförmig sein können, oder auch in den Hang eingegrabene Öfen, die oben offen sind. Sie brennen auch in gemauerten Öfen oder neuerdings in Gasöfen. Das Besondere: In der letzten Phase des Brandes werden die Tonwaren von oben mit Strauchwerk und Erde abgedeckt. Das Feuerloch wird entweder zugemauert oder ebenfalls mit angeschütteter Erde verschlossen. So gelangt möglichst wenig Sauerstoff in die Kammer. Die Brennphase bei bis zu 1.100 Grad dauert zwischen einer und eineinhalb Stunden; danach müssen die Waren viele Stunden auskühlen.

Die meisten der heute noch tätigen Töpfer fertigen Zier- und Gebrauchskeramik an. Eine Zukunft hat die Schwarzbrand-Keramik in Portugal nur im Dorf Molelos. Die Töpfer dort haben die Arbeitsmethoden modernisiert, experimentieren mit neuen Formen, ohne dabei die Tradition zu vernachlässigen oder gar aus ihr auszubrechen. Und sie erhalten die notwendige Unterstützung der Gemeinde, die Werkstätten stellt und über eine Absatzgenossenschaft bei der Vermarktung der Ware hilft. In allen anderen Dörfern ist kein Nachwuchs in Sicht; die Töpfer sind alle über 60 Jahre alt, und mit ihnen wird dieses traditionsreiche Handwerk in ihren Orten aussterben.

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