SCHAUFENSTER 4 Die Kaltnadel - Expressivität der Linie
Laufzeit: 21. März 2013 bis 23. Juni 2013
Für das SCHAUFENSTER 4 wurden die reichen Bestände der Grafischen Sammlung des Kunstforums Ostdeutsche Galerie unter einem besonderen Blickwinkel gesichtet. Vorgestellt wird eine Auswahl druckgrafischer Blätter aus einem Zeitraum von rund 100 Jahren, die in der Technik der Kaltnadel entstanden.
Der besondere Reiz der Kaltnadel, deren Name auf einen Prozess ohne den Einsatz von ätzender, also "heißer" Säure wie bei der Radierung verweist, liegt in der charakteristischen, verschatteten Linie. Mit einer Stahlnadel wird die Zeichnung direkt in die Druckplatte hineingeritzt. Die Nadel verdrängt das Metall zu beiden Seiten, sodass Grate entstehen, in denen sich die Farbe verfängt: Die gedruckte Linie ist nicht klar konturiert, sondern wirkt leicht unscharf. Weiteres Merkmal ist eine vorwiegend gerade Strichführung, da Schwünge und Krümmungen mit der wie ein Bleistift gehaltenen Stahlnadel nur schwerlich auszuführen sind.
Das Tiefdruckverfahren ist - auch in historischer Perspektive - der reinen Künstlergrafik vorbehalten gewesen. Anders als der verwandte Kupferstich wurde die Kaltnadel nie zur Kunstreproduktion eingesetzt, sondern galt immer als Medium des subjektiven, künstlerischen Ausdrucks.
Die frühesten Beispiele der Kaltnadel datieren aus der Zeit um 1500. Mit Rembrandt gelangte die Technik im 17. Jahrhundert zur Blüte. Im Wiederaufleben der Künstlergrafik im 19. Jahrhundert wurde der Eigenwert der besonderen Linie entdeckt. Besonders die Expressionisten sahen darin ein adäquates Mittel, ihre neue Anschauung von Mensch und Gesellschaft ausdrucksstark umzusetzen. Werke von Max Pechstein (1981-1955), Erich Heckel (1883-1970), Max Beckmann (1884-1950) oder Ernst Ludwig Kirchner (1880-1938) stehen deshalb beispielhaft im Zentrum der neuen SCHAUFENSTER-Präsentation, die den Bogen über das Informel mit Bernard Schultze (1915-2005) bis hinein in die Gegenwart schlägt. Denn auch in der zeitgenössischen Grafik kommt die Kaltnadel zum Einsatz. Dass insbesondere die gestalterische Reduktion der Form zu einer eigenen Ausdrucksart herausfordert, zeigt die Jahresgabe 2012 der Freunde und Förderer des Kunstforums Ostdeutsche Galerie in Regensburg e.V., die der Dresdner Künstler Konrad Henker (*1979) schuf.
Zur Museumseite: Kunstforum Ostdeutsche Galerie
Sie wollen Änderungen oder Ergänzungen zu Kunstforum Ostdeutsche Galerie mitteilen?
Ausstellung melden Ausstellungsbild senden Museumsbild senden Andere Änderungen 10 Highlights zeigen