Alles automatisch!
"Stumme Diener" der Automatensammlung Gernot Königer
Laufzeit: 28. Oktober 2012 bis 20. Januar 2013
Automatisch denkt man bei Automaten an technische Apparaturen der hoch technisierten Moderne. Dass es sich hierbei aber um nützliche Errungenschaften bereits vergangener Jahrhunderte handeln kann, das wird die neue Sonderausstellung "Alles automatisch!" im Stadtmuseum Schwandorf in den kommenden Herbst- und Wintermonaten zeigen. Denn dort ziehen zahlreiche "stumme Diener" ein - historische Münzautomaten, die uns vor Augen führen werden, dass ausgeklügelte Technik und Mechanik, Dienstleistung und wirtschaftliches Denken nicht erst in unserer modernen Zeit möglich und gefragt sind: Ob Schokolade, Zigaretten, Kugelschreiber oder Überraschungseier, Parfüm, Toilettenpapier, Postkarten oder Bonbons
All diese Dinge und noch viel mehr gibt es seit über 100 Jahren gegen Münzeinwurf, Knopfdruck oder betätigen eines Hebels bzw. einer Schublade.
Dass diese ganz besondere Sammlung entstehen konnte und hier in einer Auswahl präsentiert werden kann, ist vor allem dem oberpfälzischen Sammler Gernot Königer aus Neumarkt zu verdanken, dessen intensive Leidenschaft und Interesse seit über 20 Jahren historischen Münzautomaten gilt. "Stumme Diener" sind dabei nur ein Aspekt seiner zahlreichen und exquisiten Sammlungsstücke. Durch ihre formschönen und technisch raffinierten Ausführungen verweisen sie gemeinsam mit ihrem praktischen Nutzen auf ein sehr komplexes Gebiet unserer Kulturgeschichte: Marketing und Verkauf, Design und Werbung, aber ebenso Vergnügen, Unterhaltung, gepaart mit praktischem Nutzen und Gewinn sind Schlagworte, die mit Münzautomaten unbedingt in Verbindung gebracht werden müssen.
Der Begriff "Automat" verweist dabei bereits in die Antike. Das aus dem Griechischen stammende Wort meint hier eine sich selbst bewegende Einrichtung. Dass von Anfang an komplizierte Technik mit im Spiel war, ist nahezu selbstverständlich. Automaten waren fast immer ganz spezielle und teuere Sonderanfertigungen und Einzelstücke, anfangs vor allem figürlich gestaltet. Eine Abgrenzung zur Maschine ist nicht immer leicht. In diesem Zusammenhang gehört ebenso unbedingt die Erfindung des Uhrwerkes, das es seit dem ausgehenden Mittelalter gibt und welches schon sehr früh mit mechanischen Figuren und Schlagwerken verbunden wurde. Als eine Hochzeit der Automaten gilt die Barockzeit und hier vor allem das 18. Jahrhundert, in dem man bereits komplizierte Figuren in Menschengestalt oder Tierform baute, auch Androiden genannt. Parallel dazu ist die Geschichte der Musikautomaten zu betrachten, deren Blütezeit ebenfalls in diese Epoche fällt. Aufwendige Konstruktionen mit Metallwalzen, Tonkämmen oder diversen Lochplatten, auch selbst spielende Musikinstrumente, ermöglichten nun das Hören von Musik auch ohne Orchester. Eine Vielzahl solcher "Instrumente" und Musikautomaten entstanden vor allem im ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert.
In diese Zeit fällt auch ein erstes einheitliches Münz- bzw. Währungssystem, geschaffen mit Beginn des Deutschen Kaiserreiches nach 1871 - eine entscheidende Grundlage für den Siegeszug der klassischen Münzautomaten. Damit begann die sogenannte "Automatische Revolution": Klassenunterschiede sämtlicher Bevölkerungsschichten wurden dadurch abgebaut, dass diese "Stummen Diener" für jedermann verfügbar und von allen und jederzeit bedienbar waren, aufgestellt in Lokalen und Gastwirtschaften, an öffentlichen Plätzen und diversen Hauswänden. Mit dem Einwurf einer Münze konnte nun jeder Süßigkeiten verzehren, Zigaretten rauchen, telefonieren, sich mit Parfüm bespritzen lassen oder eine Überraschung ergattern - alles automatisch!
In diese historischen Automatenwelten können nun die Besucher der Sonderausstellung im Stadtmuseum Schwandorf dank der oftmals wunderbar ausgestatteten, heute manchmal auch kurios anmutenden Sammlungsstücke von Gernot Königer eintauchen: ganz automatisch!
Zur Museumseite: Stadtmuseum Schwandorf
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