Stein(h)Art. Zeitgenössische Bildhauer aus Zimbabwe
Laufzeit: 17. Juni 2012 bis 26. August 2012
Im Sommer werden die gelben Sandsteine im Havixbecker Sandstein-Museum durch schwarze und grüne Steine bereichert. Skulpturen aus dem südlichen Afrika bilden einen reizvollen Kontrast. "Stein(h)Art" heißt die Austellung mit Bildhauerei aus Zimbabwe.
Diese Steinkunst aus dem südostafrikanischen Land wurde schon 1987 als eine der "wichtigsten neuen Kunstformen" bezeichnet. Formen und Stilelemente der traditionellen afrikanischen Kunst haben Picasso und andere europäische Künstler inspiriert. Die aus dieser Inspiration hervorgegangenen Werke der westlichen Moderne lassen uns heute die zeitgenössischen zimbabwischen Skulpturen so vertraut erscheinen.
Seit gut 40 Jahren hat Zimbabwe Bildhauer hervorgebracht, deren Skulpturen die westliche Kunstwelt begeistern. Sie arbeiten nicht nach einem vorher gefassten Konzept, sondern lassen sich vom rohen Stein leiten und versuchen, die darin enthaltene Skulptur zu erahnen.
Nach Ausstellungen im Museé Rodin in Paris und dem Museum of Modern Art in New York begann der Siegeszug der zimbabwischen Bildhauer durch die Museen und Galerien der Welt. Werke der ersten Generation zimbabwischer Bildhauer - Nicolas Mukomberanwa, Henry Munyaradzi, Joram Mariga - werden teuer gehandelt und finden sich in bedeutenden Sammlungen.
Gerade Joram Mariga, der über 150 Bildhauer ausbildete, gilt als einer der bedeutendsten Bildhauer des Landes. Bei einem Europa-Besuch entdeckte Mariga 1997 auch das Sandsteinmuseum in Havixbeck und hinterließ im Besucherbuch den Wunsch, dass es hier auch einmal eine Ausstellung mit Bildhauern aus Zimbabwe geben möge.
In die Fußstapfen der Pioniere der ersten Generation sind viele Hunderte Nachfolger getreten, oft bereits die dritte Generation in derselben Künstlerfamilie. Diese vielen Bildhauer sind dem exzellenten Ruf der ersten Generation nicht immer gerecht geworden.
Durch den immensen ökomonischen Druck, den Mangel an Kunstkritik und der traditionell in Afrika nicht vorhandenen Unterscheidung zwischen Kunsthandwerk und Kunst sind Massen von Skulpturen entstanden, die zwar gut gearbeitet, aber doch Massenware sind.
Aber es gibt sie, die Bildhauer Zimbabwes, die einen hohen Anspruch an sich selbst und ihr Werk haben. Sie schaffen mit einer unglaublichen Kreativität und exquisiten Bearbeitungstechnik Kunstwerke, die einmalig sind und höchste Anerkennung bei Fachleuten finden. Noch immer arbeiten sie wie Michelangelo ausschließlich mit Hammer und Meißel per Hand, um dem Stein gerecht zu werden.
Am Sonntag, dem 17. Juni 2012 um 11 Uhr, eröffnet das Havixbecker Museum die zweite Ausstellung mit Werken jüngerer Bildhauer aus Zimbabwe. Die Präsentation geschieht wieder in Kooperation mit Kristin Diehl aus Steinfurt, die in Zimbabwe in Zusammenarbeit mit der deutschen Botschaft alle zwei Jahre einen Wettbewerb für junge Bildhauer ausschreibt. Im Innenhof, im Garten und im Ausstellungsraum des Sandsteinmuseums finden sich über 70 Skulpturen von rund 40 jüngeren Bildhauern. Dabei sind auch einige Arbeiten von Itai Nyama, der im Sommer vor zwei Jahren auch am Sandsteinmuseum war und dort arbeitete. Diesmal wird an den ersten beiden Wochenenden der Bildhauer Edmore Sango sich bei der Arbeit zusehen lassen.
Auffallend ist, dass wie zu Beginn der Bildhauerei der menschliche Körper, vor allem der Kopf, Hauptthema der zimbabwischen Skulptur ist. Doch in den vergangenen 50 Jahren hat eine interessante Entwicklung in der Bildhauerei stattgefunden hat. Wie früher in Europa ist das Werk vieler Bildhauer immer stärker abstrahiert worden - bei einigen Künstlern bis zur vollständigen Abstraktion. Diese Entwicklung der Bildhauerei kann in der Ausstellung nachvollzogen werden.
Auch die Ausbildung der Künstler hat sich geändert. Waren zu Beginn der Bildhauerei alle Künstler Autodidakten, haben die Bildhauer der zweiten Generation die Steinbearbeitung und Formgebung - wie bei uns im Mittelalter - meistens jahrelang bei einem arrivierten Meister gelernt.
Inzwischen nimmt die Zahl der Künstler, die ein Studium abgeschlossen haben, kontinuierlich zu. Es bleibt abzuwarten, ob und wie sich die Kunst Zimbabwes durch die formale Bildung verändert.
Die jungen, in dieser Ausstellung gezeigten Bildhauer zeigen, dass sie würdige Nachfahren der Pioniere sind, die zwar der Tradition ihrer Kultur treu geblieben sind, aber Impulse des Westens aufgenommen haben und heute als gleichberechtigte Künstler gesehen werden müssen. Sie wollen sich nicht mehr in die ethnologische Nische der Stammeskunst drängen lassen.
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