Marianne Eggimann: STREUNEN
Laufzeit: 13. Mai 2012 bis 26. August 2012
Marianne Eggimanns naturalistische Porzellanfigurinen faszinieren und irritieren zugleich. Im eigenen Kosmos erstarrt, lenken die Menschen- und Tierfiguren durch ungewöhnliche Zusammenstellungen gekonnt den Blick auf Absurditäten und Bedürftigkeiten im Alltag.
Porzellanfigurinen - wer denkt da nicht an amouröse Rokokoszenerien aus dem 18. Jahrhundert? Die Schweizer Künstlerin Marianne Eggimann spielt bewusst mit diesem Vorverständnis, wenn sie vom 13. Mai bis zum 26. August 2012 im KERAMION ihr Skurrilitätenkabinett präsentiert. Über vierzig Porzellanszenerien entführen die Besucher in eine Welt "en miniature" voller Hintersinn und Abgründe.
Marianne Eggimann beschäftigt sich mit dem für den Kunstbetrieb ungewöhnlichen Genre der Porzellanfigurine. Dabei ist es ist nicht nur die menschliche Figur, die sie in das Zentrum ihres künstlerischen Schaffens stellt. Zu ihrem eigenwilligen kleinplastischen Werk zählen auch Tierdarstellungen. Trotz der naturalistischen Anmutung ihrer Figuren schafft die Künstlerin keine realistischen Abbilder. Scheinen die Plastiken auf den ersten Blick noch stimmig in Oberflächenbehandlung, Haltung und Gestik, so irritieren sie bei genauer Betrachtung durch ungewöhnliche, unlogische oder auch sinnlos erscheinende Handlungen und scheinbar absurde Bezüge.
Auf der Basis von Alltagsimpressionen lässt die Künstlerin somit ein wahres Skurrilitätenkabinett entstehen, bevölkert etwa von beinlosen menschlichen Figuren mit und ohne tierische Requisiten, Mischwesen in menschlicher Gestalt mit Tierköpfen oder -masken und Tieren in unterschiedlichsten Zusammenhängen.
Irritationen durchziehen das Werk von Marianne Eggimann. Durch den spielerischen Umgang mit Erwartungen löst sie beim Betrachter Gefühle der Verunsicherung aus. Besonders in den Schneekugelarbeiten kristallisiert sich diese Arbeitsmethode der Künstlerin sehr deutlich heraus: Das erwartete romantische Souvenir für die Daheimgebliebenen, Ausdruck reinsten Kitsches, mutiert zu einem Brennglas, unter dem Absurditäten und Bedürftigkeiten einer überkommenen bürgerlichen Welt sichtbar gemacht werden.
Diese alltäglichen Erfahrungen spiegeln sich in den dargestellten Momentaufnahmen, die zur Sichtbarmachung bestimmter Befindlichkeiten oder Charaktereigenschaften dienen. Gewähren ihre in sich verharrenden Figuren über vermeintlich Nebensächliches Einblicke in die dunklen Seiten des Menschen, dann bleibt es dem Betrachter überlassen, die Darstellungen mit Geschichten zu füllen.
Bleibt als Fazit festzuhalten: Marianne Eggimann schafft seit circa zehn Jahren eine Welt "en miniature" in Porzellan. Mit zunehmender Präzision und handwerklicher Genauigkeit spürt sie subtil menschlichem Verhalten in seinen Abgründen nach und lässt den Betrachter mit Mitteln der Verfremdung gekonnt teilhaben an ihren Entdeckungen.
Katalog: Es erscheint ein Katalog.
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