Seiichi Furuya "Hätte Wenn Warum"
Laufzeit: 15. Juni 2012 bis 05. August 2012
Das Werk des in Österreich lebenden Fotografen Seiichi Furuya verbindet wie kein anderes individuelle Erinnerung und kollektives Gedächtnis. Seit Ende der 1980er Jahre stellt er in immer neuen Konstellationen Fotografien seiner früh verstorbenen Frau mit Aufnahmen von Orten zusammen, an denen sie als Familie lebten.
Furuyas Bücher und frühere Ausstellungen unter dem Werktitel Mémoires sind Ausdruck einer Erinnerungsarbeit, die von der existentiellen Erfahrung der Liebe, des Verlusts und des Schmerzes erzählt, ohne jemals sentimental zu sein. Die Dimension des eigenen Schicksals ist dabei immer auch eingebettet in die politische und soziale Wirklichkeit seiner Zeit.
Einen Schwerpunkt unserer Ausstellung bilden Furuyas bisher weniger bekannte Bilder aus der Ost-Berliner Zeit, wo Seiichi Furuya mit seiner Familie zwischen 1984 und 1987 lebte und wo seine Frau sich 1985 das Leben nahm. Sie sind ein beeindruckendes Dokument über die letzten Jahre der DDR, geprägt vom Wechselspiel zwischen Privatem und Öffentlichem, zwischen persönlichem Blick und dokumentarischer Distanz, zwischen präziser Beobachtung und poetischen Bildfindungen. In dieser Hinsicht begleitet die Ausstellung den jüngst erschienenen Band Mémoires 1984-1987, dessen Fokus auf den Aufenthalt der Familie in der DDR gerichtet ist.
"Hätte Wenn Warum" lautet der Titel unserer Ausstellung. Die Begriffe stehen für ein vergebliches Denken im Konjunktiv. Fragt die Erinnerung immer danach, ob es auch anders hätte kommen können, so dienen Fotografien hier als Spuren und Beweisstücke, die faktisch eine bestimmte Wirklichkeit festgehalten haben, doch immer wieder anders interpretiert werden können.
Ein weiterer Schwerpunkt der Ausstellung liegt daher in der Dokumentation der verschiedenen Bildkonstellationen und Buchprojekte von Seiichi Furuya. Mittels des Einsatzes von Diaprojektoren wird in jeweils 80 Bildern die Erzählweise vier verschiedener Bücher vorgestellt. Seine fotografischen Bilder erscheinen dabei wie die Zeichen einer Sprache. Es hängt von ihrer Zusammenstellung ab, welche Geschichte sich daraus ergibt.
In dieser Hinsicht kommt Seiichi Furuyas Werk ein besonderer Stellenwert innerhalb der künstlerischen Autorenfotografie zu. Hiervon wird auch das großformatige Bulletin handeln, das anlässlich der Ausstellung die Bilderzählungen des Fotografen beleuchtet.
Die Braunschweiger Ausstellung ist seit langem wieder die erste größere institutionelle Einzelausstellung Furuyas in Deutschland. Von besonderem methodischem Reiz ist die Tatsache, dass Furuya bereits 1998 in unserer Institution ausgestellt hat und seine Geschichte nun in anderen Räumen und in unterschiedlichen Zusammenstellungen neu erzählen wird.
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