Zeichner in Rom 1550-1700
Laufzeit: 02. Februar 2012 bis 13. Mai 2012
Die Ausstellung "Zeichner in Rom 1550-1700" präsentiert rund 150 Blätter aus den Beständen der Staatlichen Graphischen Sammlung München. Noch nie gezeigte Werke neben berühmten Zeichnungen beleuchten Entstehung und Reife des Hochbarock in Rom, eine der künstlerisch fruchtbarsten Phasen abendländischer Kunst überhaupt. Während sich Mitte des 16. Jahrhunderts die protestantischen Reformatoren in theologischen Streitigkeiten aufrieben, stellte das Konzil von Trient die katholische Kirche auf eine neue Grundlage. Als die Reformen zu greifen begannen, wurde Rom von einer wahren Aufbruchstimmung erfasst. Zahllose Künstler aus allen Regionen Italiens strömten an den Tiber, aber auch Maler von nördlich der Alpen, aus Frankreich, Deutschland und den Niederlanden kamen hierher, um ihre Kunst in den Dienst des gebildeten und solventen, geschmackssicheren und ehrgeizigen römischen Kunstpublikums zu stellen.
Blätter von Taddeo und Federico Zuccari eröffnen die Ausstellung. Die Brüder und ihre Mitarbeiter besannen sich auf die beruhigten Formen der Hochrenaissance und wandten sich von den gedrängten Figurenkompositionen der Manieristen ab. Hierin folgte ihnen der in Venedig ausgebildete Girolamo Muziano, in dessen ruhevollen großen Zeichnungen sich das neu aufkeimende Selbstbewusstsein des Katholizismus ankündigt. Der Bologneser Annibale Carracci durch klassisch abgeklärte Formen und der Norditaliener Caravaggio durch seinen entschiedenen Naturalismus wurden zu Schöpfern des neuen Stils. Er spiegelt sich in den vom Naturvorbild gesättigten Blättern Carraccis ebenso wider wie in den Zeichnungen von Orazio Gentileschi und Giovanni Baglione, von Alessandro Turchi und Antonio Carracci, die in ihren raffinierten Lichtwirkungen Ideen Caravaggios aufgriffen.
Zu den Pionieren des neuen Stils zählt auch der Porträtspezialist Ottavio Leoni, dessen lichtvolle, von menschlicher Wärme erfüllten Bildnisse auf die Kunst Gian Lorenzo Berninis wirkten, der in der Ausstellung unter anderem durch ein Selbstbildnis, zwei fulminante Aktstudien und architektonische Projekte vertreten ist. Ihm zur Seite stehen seine Konkurrenten Francesco Borromini und Pietro da Cortona, von dem auch viel diskutierte Entwurfszeichnungen zur grandiosen Decke des Salone im Palazzo Barberini zu sehen sind.
Von einer anderen Seite präsentiert sich die so klangvolle Kunst des römischen Barock in Zeichnungen des Niederländers Paul Bril, der sich in Rom von den Weltlandschaften der Manieristen abwandte und seine Szenarien in eine Atmosphäre vertrauter Nähe tauchte. Der mit enormem Scharfblick begabte Claude Lorrain transzendierte in seinen Zeichnungen das Landschaftliche und ließ es wie von göttlichem Licht durchstrahlt erscheinen. Neben Blättern frischer Naturbeobachtung sind raffinierte Kompositionsstudien zu mythologischen, zuweilen hermetischen Stoffen zu sehen, so dass der Charme der Zeichnung als Medium spontaner Erfindung und bedachter Verwirklichung gleichermaßen zur Geltung gelangt.
Den Abschluss bilden Blätter des befähigten und vielseitigen Zeichners Carlo Maratta. Schüler dieses letzten großen Caposcuola in Rom, wie beispielsweise Michel II Corneille, vermitteln bereits zum französischen 18. Jahrhundert und nach Paris, das Rom in seiner Rolle als Hauptstadt der Künste beerbte.
Neben den genannten Künstlern sind weitere Blätter von Adam Elsheimer, Nicolas Poussin, Guido Reni, Jusepe Ribera, Salvator Rosa und Joachim von Sandrart zu sehen.
Katalog: Zur Ausstellung erscheint im Deutschen Kunstverlag ein von der Ernst von Siemens Kunststiftung großzügig geförderter umfangreicher Bestandskatalog, in dem viele der ausgestellten Werke erstmals beschrieben und abgebildet sind.
Zur Museumseite: Pinakothek der Moderne
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