ARCHIV PETER PILLER - KRAFT

Laufzeit: 25. Juni 2011 bis 28. August 2011

Der Kunstverein Braunschweig widmet dem renommierten Künstler Peter Piller vom 25. Juni bis zum 28. August 2011 eine längst überfällige, retrospektiv angelegte Einzelausstellung. Piller (geb. 1968 in Fritzlar, lebt in Leipzig und Hamburg) ist Fotograf, Zeichner und Sammler. In seinem "Archiv Peter Piller" trägt er große Mengen an Bildmaterial aus Zeitungen, Postkarten, Internet oder fotografischen Nachlässen zusammen und ordnet sie zu thematischen und formalen Serien wie In Löcher blicken (Zeitungsarchiv), Schlafende Häuser (Luftbildarchiv) oder Hintergrundfarben (Internetarchiv).

Durch diese künstlerische De- und Rekontextualisierung macht Piller die verborgenen Typologien des Bildjournalismus und die Absurditäten unserer gewöhnlichen Lebenswirklichkeit sichtbar und erschafft ein manchmal humorvolles aber auch kritisch hinterfragendes Porträt unserer Alltagskultur. Der Betrachter wird mit Fotos konfrontiert, die sich zwar als allseits bekannt in unser kollektives Gedächtnis eingegraben haben, jedoch aus ihrem funktionalen Entstehungskontext gelöst wurden und somit dazu auffordern neue Bezüge herzustellen.

Neben seiner archivarischen Arbeit, dokumentiert Peter Piller Orte, Wege und Alltagssituationen mit eigenen Fotoserien. Während seiner Peripheriewanderungen u.a. in Hamburg (1993), Bonn (2006) und Graz (2010) umwanderte der Künstler das Stadtgebiet an der Grenze zwischen besiedelten und unbebauten Flächen, urbanen und dörflichen Gegenden. Die Bilder beschreiben keinen konkreten regionalen Zusammenhang, sondern erzeugen ein Feld von durchaus widersprüchlichen und heterogenen Bildern, in denen die subjektive Erfahrung eine große Rolle spielt. Die bei der Wanderung entstandenen Texte, Fotografien und Zeichnungen hat Piller zu Künstlerbüchern zusammengetragen.



Peter Pillers neue Fotoserien sind mit seinem eigenen Alltag eng verknüpft - der Blick auf seinen Hamburger Stadtteil Lurup, das Pendeln im Auto zwischen Hamburg und Leipzig. Das Kuriose, Melancholische, Langweilige, Wiederkehrende oder humorvoll Andersartige hält Piller in zahlreichen Bildern fest. So auch in der Serie Kraft (2010), in der Piller im Vorbeifahren das Logo der Firma Kraft zu jeder Tageszeit und Wetterlage, bei variierendem Tempo aufgenommen hat. Je nach Schärfe und Beschaffenheit der Fotografie scheint sich die Bedeutung des Wortes ebenfalls zu wandeln, das durch die Serialität der Diaprojektion zu einem fast kontextlosen Begriff wird. Auch seine Zeichnungen beziehen sich auf selbst erlebte Alltagssituationen, auf bestimmte Orte, Wege oder tägliche Ereignisse im Büro. Die schnell auf Geschäftspapier skizzierten Szenen des Arbeitsalltags erzählen von Kommunikationsregeln und -fallen, von der Dualität des Öffentlichen und Privaten.



Peter Piller studierte an der Hochschule für bildende Künste Hamburg und lehrt seit 2006 als Professor für Fotografie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig. Nach zahlreichen Gruppen- und Einzelausstellungen sind im Kunstverein Braunschweig erstmals Pillers ältere und neuere Arbeiten in einer Überblicksschau versammelt. Zu seinem Werk veröffentlichte er zahlreiche, zum Teil bereits vergriffene Künstlerbücher. Zur Ausstellung wird bei Christoph Keller Editions und JRP|Ringier ein Bildband zur Kraft-Serie erscheinen.

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