Picasso. Lebensthemen
Druckgrafische Werke
Laufzeit: 10. Juni 2011 bis 18. September 2011
Pablo Picasso (1881 - 1973) war Maler und Bildhauer, er war ein produktiver Zeichner und ebenfalls ein höchst vielseitiger Druckgrafiker. An Berühmtheit reicht wohl kein Künstler des 20. Jh. an ihn heran. Mit 72 Arbeiten spiegelt die Ausstellung "Picasso. Lebensthemen" die Motive und Sujets wider, mit denen sich Picasso im Rahmen seines Werks beständig beschäftigt hat: Mythologie, Künstler und Modell, der Stier und natürlich die Frauen. Anhand herausragender Radierungen und Lithografien werden diese zentralen Themen aus dem uvre Picassos vorgestellt und geben damit gleichzeitig den Blick frei auf den Menschen Picasso, der durch sein Werk selbst zu einem "Mythos" wurde.
In seinen druckgrafischen Werken bediente sich Picasso der antiken Themen, identifizierte sich mit dem mythischen Wesen Minotaurus. Mit menschlichem Körper und Stierkopf wurde das Fabelwesen zum Alter Ego des Künstlers: beide vereint das triebhafte Suchen, die Leidenschaft und das Bewusstsein um die eigene herausragende Figur. Gleichzeitig sind der Stier sowie der Kampf in der Arena zentrale Motive seiner Kunst. Seit Kindheitstagen war Pablo Picasso fasziniert von diesem brutalen und gleichzeitig eleganten Ringen zwischen Mensch und Tier. Dahinter verbarg sich jedoch nicht nur der Einfluss der spanischen Kultur, in dem existenziellen Kampf erkannte Picasso eine Parallele zu seiner künstlerischen Arbeit. Auch das Atelier, sein kreatives Umfeld, wurde bildnerisch von ihm reflektiert. Er zitierte die Werke der Alten Meister und ließ sich von der Kunstgeschichte inspirieren. Die Porträts seiner Musen, deren Darstellungen er auch druckgrafisch auslotete, spiegeln seine wechselnden Liebschaften wider und geben Zeugnis von der schöpferischen Kraft, die ihm diese Beziehungen verliehen. Im Kunsthaus Stade sind Porträts von Françoise Gilot (geb. 1921 und von 1945 bis 1953 Partnerin Picassos) sowie von Jacqueline Roque (1927 - 1986, Lebensgefährtin Picassos ab 1954, Heirat im Jahr 1961) zu sehen.
In der Ausstellung geben auch 17 Blätter aus der berühmten Suite Vollard Einblicke in den Themenkosmos Picassos. Die Folge von insgesamt 100 Radierungen wurde zwischen 1930 und 1937 als Auftragswerk für den Kunsthändler Ambroise Vollard geschaffen. Picasso erkundete in diesem Werkzyklus die künstlerischen Möglichkeiten der Radiertechnik und gibt dabei darstellungsreich Auskunft über sich selbst. Zumeist im Gewand antiker Bildwelten reflektiert Picasso in der Suite Vollard das Thema von Künstler und Modell. Im Gegensatz zum besonnenen antiken Bildhauer steht auf zahlreichen anderen Radierungen die mythische Figur des Minotaurus, der vor Kraft strotzende impulsive Stiermensch. Die Suite Vollard gibt damit ein künstlerisch eindrucksvolles Zeugnis von den ihm innewohnenden Mächten, aus denen der Jahrhundertkünstler schöpfen konnte.
Pablo Picasso glaubte an eine Eigengesetzlichkeit der Kunst und ging nicht mit einer bereits vollendeten Idee ans Werk, sondern entwickelte seine Bilder während des Arbeitens. In den teilweise bestechend reduzierten Kompositionen wird seine souveräne Handhabung zeichnerischer und formaler Mittel deutlich. Deformation sowie Vereinfachung von Formen wurden entwickelt und druckgrafisch erprobt. Picasso verglich das Atelier sogar einmal mit einem Labor, und stellte damit eine Verbindung her zwischen zwei Orten, an denen jeweils experimentell gearbeitet wird. Besonders die Druckgrafik mit ihren technischen Möglichkeiten von Zustands- und Probedrucken bot ihm geeignete Mittel zu einem Entwicklungsprozess, da hier einzelne Bildphasen festgehalten werden können. Als Künstler der Metamorphose wird Picasso oft bezeichnet, der es vermochte, ein gegebenes Thema in zahlreichen Varianten wiederzugeben. Seine wechselnden Liebesbeziehungen, seine unvoreingenommene Neugier auf Techniken und Themen waren sein steter Antrieb, die Erneuerung und der Wandel die Konstanten seiner Kunst. Mit druckgrafischen Werken aus vier Schaffensjahrzehnten stellt die Ausstellung den motivischen und stilistischen Variantenreichtum Picassos vor.
Katalog: Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen, u.a. mit einem Aufsatz von Markus Müller und 72 Abbildungen, erhältlich im Kunsthaus Stade.
Zur Museumseite: Kunsthaus Stade
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