Museum Brandhorst
80333 München
Theresienstraße 35 a

Photographien von Cy Twombly

Laufzeit: 06. April 2011 bis 10. Juli 2011

Cy Twombly ist vor allem durch seine Gemälde und Zeichnungen international bekannt und berühmt geworden. Erst in den 80er Jahren trat er mit seinem bis dahin unbekannten plastischen Werk an die Öffentlichkeit. Zu Beginn der 90er Jahre folgte das photographische Oeuvre, zunächst durch Galerie-Ausstellungen und Buchpublikationen. Im Sommer 2009 führte dann die Retrospektive des Museums moderner Kunst in Wien alle Gattungen zusammen. Erkennbar wurden Parallelen in der medialen Entwicklung: Twombly zeichnet auf seine Leinwände, er verwendet Ölfarbe auf Papier, er bemalt die weißen Gipsskulpturen, und mit seinen Photos bezieht er sich auf sein bildnerisches Werk und auf seine Lebens- und Erfahrungswelt. Nach Twombly verkörpern sich in diesem Spektrum die verschiedenen Bewusstseinszustände (states of mind) seines Schaffens.

Im Museum Brandhorst werden nun vom 6. April bis 10. Juli 2011 erstmals in Deutschland über 100 seiner photographischen Bilder ausgestellt. Neben Blumenstillleben und Landschaften sind es vor allem Atelieraufnahmen, die zeigen, welches Licht und welche Atmosphäre der Künstler in diesem Medium bevorzugt. Auffällig ist die Unschärfe aller Aufnahmen, die nicht zufällig an die Piktorialisten des späten 19. Jahrhunderts erinnert. Der Verlust an motivischer Deutlichkeit wird allerdings aufgewogen durch den Gewinn an bildhafter Präsenz. Etliche Darstellungen sind darüber hinaus bewusst überbelichtet, so dass sich die stoffliche Integrität der Sujets auflöst. Gelegentlich verwendetes Blitzlicht überstrahlt die Objekte und bleicht sie aus. Die Vervielfältigung im Drypoint-Verfahren verleiht den Werken zusätzlich eine samtene, geradezu unfassliche Qualität.



Alle diese Momente, die der professionelle Blick als misslungen oder fehlerhaft einstufen würde, weichen die Konturen des Abgebildeten auf, verflüssigen Stoffe und Formen, lassen Licht und Schatten ineinander verschwimmen oder nehmen den Farben ihren Glanz und / oder steigern ihre Kraft. Eine sentimentale Stimmung oder gar der Eindruck von Kitsch stellen sich indessen nicht ein. Auffällig ist nämlich, dass den Arbeiten ein strenges Konzept zugrunde liegt. Es erscheint beinahe konstruktivistisch in den Stillleben und Atelieraufnahmen mit ihren vielen kunst- und kulturgeschichtlichen Referenzen oder lässt sich bei den Blumen und Bäumen als spielerische Adaption von Informel und Monochromie verstehen. Alles in allem gewinnt man den Eindruck, dass der Künstler im Medium der Photographie über das reflektiert, was sich auch in seinem malerischen Oeuvre manifestiert. Die so genannte Realität löst sich jeweils in eine Fülle von Aggregatzuständen auf: von den Zeichen bleibt das Gestische ihrer Gestaltung, von den Botschaften nur die vage Erinnerung, das Zeitgemäße ist von mythischen Momenten durchsetzt, alles Faktische ist einer permanenten Transformation unterworfen. In allen Medien - ob Malerei, Zeichnung, Skulptur oder Photographie - bietet Twombly dem Betrachter keine in sich kohärenten Botschaften, die sich formal, stilgeschichtlich oder ikonographisch bündig bestimmen und analytisch definieren ließen. Sein Oeuvre ist vielmehr durchgängig als Aufforderung zu begreifen, sich als Betrachter aus den flottierenden Phänomenen selbst ein Sinnliches und Sinnhaftes zu bilden. Dies läuft auf einen Prozess hinaus, der vieles umgreift, vieles tangiert, vieles offeriert aber kaum endgültigen Klassifizierungen und Festlegungen führt.

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Kategorien:
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