Rena Effendi - Pipe Dreams
Laufzeit: 01. März 2011 bis 22. Mai 2011
Rena Effendi: "Öl- und Gaspipelines sind die Arterien unserer heutigen Welt und transportieren wertvolle Kohlenwasserstoffe, das Blut unserer Zivilisation. Selbst in unserer gegenwärtigen Krise steigt der Energiebedarf, da die Weltwirtschaft weiter wächst und sich die gierigen Finger der Ölkonzerne immer noch weiter und tiefer in die Erde graben. Die Baku-Tiflis-Ceyhan-Pipeline (BTC), die sich über 1700km lang im Schatten des Kaukasus-Gebirges durch fünf Konfliktregionen schlängelt, berührt dabei ein feines und vielfältiges Gespinst von sozialen, ökologischen und politischen Belangen.
Diese Pipeline, die täglich eine Million Barrel Öl in den Westen leitet und gleichzeitig den Einfluß der Russen auf die Energieversorgung zurückdrängen soll, ist Teil des 'Neuen Grossen Spiels', eines Spiels, das das leben von Millionen Bürgern in den aneinander grenzenden Ländern Aserbaidshan, Georgien und Türkei prägt und verändert. Die verarmten Menschen, die ich im Laufe meiner sechsjährigen fotografischen Reise getroffen habe, - von den Slum-Bewohnern, die infolge der ölgetriebenen Immobilienblase ihre Behausungen verloren haben, bis zu den Opfern ungelöster Konflikte und den Sex-Arbeiterinnen, die von den schnellen Petrodollars angelockt werden - haben am stärksten die Folgen der Anstrengungen zu spüren bekommen, die gewaltige Ölnachfrage des Westens zu befriedigen. Dieses buch will ein Bild von den menschlichen Kosten dieses Multi-Milliarden-Projekts zeichnen - von dem Preis, der von denjenigen gezahlt werden mußte, die ihre Höfe und ihre Lebensgrundlage verloren haben und deren Gesichter von Hochglanzbroschüren, die das Pipeline-Projekt anpreisen, überdeckt wurden: 'Es dient alles dem Wohl des Landes!' Es besteht kein Zweifel daran, dass die Staatshaushalte gestiegen sind, aber zu welchem Preis für die Menschen, die ihr stilles und vergessenes Leben im Schatten dieser Pipeline fristen?"
Die Ausstellung stellt mit der Fotoserie "Pipe Dreams" die Kehrseite einer multinationalen Investition vor, ihre vergessenen und verdrängten Folgen im Leben der vom Projekt betroffenen, aber nicht an ihm partizipierenden Menschen. Effendi legt die ignorierten Kosten solch eines Vorhabens bloß und verweist auf die Rücksichtslosigkeit nicht nur der beteiligten Konzerne, sondern auch ihrer Partner in den Regierungsapparaten der Staaten. Die Asymmetrie des heutigen Globalisierungsverständnisses wird sichtbar - eine Geschichte von Umweltzerstörung und sozialen Abgründen.
Zur Museumseite: Neue Sächsische Galerie - Museum für zeitgenössische Kunst
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