New Topographics

Laufzeit: 21. Januar 2011 bis 27. März 2011

Im Rahmen einer internationalen Ausstellungstournee mit mehreren Stationen in den USA und Europa zeigt die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur als einzige Institution in Deutschland die Rekonstruktion der bedeutenden Ausstellung New Topographics, Photographs of a Man-altered Landscape. Diese wurde ursprünglich 1975 von dem Kurator William Jenkins im George Eastman House in Rochester, New York, gezeigt und 2009 von Britt Salvesen, seinerzeit tätig am Center for Creative Photography in Tucson, heute Kuratorin am Los Angeles County Museum of Art, und Alison Nordström, Kuratorin am George Eastman House in Rochester weitgehend unter Hinzuziehung der originalen Abzüge erneut zusammengestellt. Die Gruppenausstellung umfasst Arbeiten von zehn in den 1970er-Jahren noch jungen Photographen, die inzwischen zu den Bedeutendsten ihres Metiers zählen: Robert Adams, Lewis Baltz, Bernd und Hilla Becher, Joe Deal, Frank Gohlke, Nicholas Nixon, John Schott, Stephen Shore und Henry Wessel.

Insgesamt zählt die Ausstellung rund 140 Photographien, die bis auf die Photographien von Stephen Shore sämtlich in Schwarzweiß ausgeführt wurden. Die jeweiligen Werkgruppen umfassen zwischen vier und 34 repräsentative Photographien. Vielfach basieren die Photographien auf Aufnahmen mit einem größeren Negativformat, sämtlich aber bestechen sie durch ihre sorgfältige Erarbeitung, ihre feine Durchzeichnung und Lesbarkeit. Mit Ausnahme des aus Deutschland stammenden Künstlerpaars Bernd und Hilla Becher sind alle Photographen in den USA beheimatet, wo auch alle Photographien entstanden.
Einige der einbezogenen Positionen wurden bereits in Einzel- oder Gruppenausstellungen der Photographischen Sammlung/SK Stiftung Kultur vorgestellt oder sind im Bestand der hauseigenen Sammlung vertreten. In diesem Sinn versteht sich die aktuelle Präsentation nicht zuletzt auch als eine variierte Formulierung des institutionellen Schwerpunkts und gibt einen vertiefenden Einblick in eine wichtige Traditionslinie, die zugleich eine Art Leitlinie darstellt. Zentrale Bedeutung hat hier eine dem Dokumentarischen verpflichtete Auffassung, die in den benannten künstlerischen Ansätzen der 1970er-Jahre in Reflexion auf die Landschaftsphotographie der Frühzeit ebenso wie auf die Entwicklungen der 1920er- und 1930er-Jahre eine Neuformulierung fand und auf folgende Künstlergenerationen ausstrahlt.

Die Ausstellung New Topographics gehört inzwischen nicht nur zu den Höhepunkten der Photographiegeschichte, sondern liefert auch den Stilbegriff für einen Medieneinsatz, der sich konzeptuell in aller Nüchternheit und Klarheit mit dem gegenwärtigen Landschaftsbild und den allgemeinen Lebensbedingungen samt der natürlichen und zivilisatorischen Gegebenheiten und Widersprüche beschäftigt. Hier greifen Naturlandschaften, landwirtschaftlich genutzte Bereiche, Brachland und Randgebiete, Wege, Straßen, Plätze ebenso wie Wohn- und Gewerbesiedlungen, historisch gewachsene oder im Bau befindliche Industrie- und Stadtarchitekturen ineinander über und zeichnen insgesamt ein unprätentiöses Panorama einer Zeit mit durchschnittlichen, vollkommen alltäglichen Verhältnissen. Sind diese Gegebenheiten zwar vielfach vom Menschen beeinflusst oder vielmehr geschaffen, tritt dieser in den ausgewählten Arbeiten in persona nicht oder nur als Randfigur unmittelbar vor die Kamera. Nur indirekt, doch umso subtiler vermittelt sich dadurch in den Photographien das Leben der Bevölkerung, ihre verschiedenen Aktivitäten, wechselnde Ansprüche und Möglichkeiten, kulturelle Werte, aber nicht zuletzt auch Fragestellungen sowie kritische Momente, die sachlich protokolliert, ungelöst im Raum stehen. Die New Topgraphics definieren mit ihren photographischen Bildreihen eine neue Sichtweise auf die amerikanische Landschaft, weit ab von klassisch-schönen Ansichten und der Verherrlichung einer scheinbar unberührten, erhabenen Natur. Sie lassen vielmehr eintauchen in ein Hier und Jetzt und zeigen zahlreiche Wege auf, das Thema des sich stetig wandelnden Lebensraums zu vergegenwärtigen und zu hinterfragen. Eindrucksvoll entfalten die unverblümt gegenwartsbezogenen Ansichten eine enorme ästhetische Kraft. Sie mag im Verzicht auf künstlerische Kniffe oder jede Art von Vollkommenheitsanspruch liegen, auf jeden Fall aber wirkt sie sympathisch geerdet, inspirierend wie bezaubernd.

Katalog: New Topographics, Hrsg. Center for Creative Photography, The University of Arizona, George Eastman House International Museum of Photography and Film, Texte von Alison Nordström und Britt Salvesen, Göttingen: Steidl, 2009

Kategorien:
Fotografie | Kunst | 20. Jahrhundert |  Ausstellungen im Bundesland Nordrhein-Westfalen | Ort:  Köln |
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