"Glanzstücke schlesischer Keramik - Proskauer Fayencen"
Laufzeit: 07. November 2010 bis 06. Februar 2011
In früherer Zeit zierten schlesische Fayencen nicht nur die barocke Tafel, sondern schmückten gleichsam die herrschaftlichen Wohnsitze. Bis heute wird oberschlesische Fayence aus Proskau und Glinitz zu hohen Preisen gehandelt und besitzen großen Sammlerwert. Diese bedeutenden keramischen Erzeugnisse aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts präsentiert das Oberschlesische Landesmuseum 2010 und 2011 in einer Sonderausstellung mit mehreren Stationen. Die breit angelegte Schau speist sich aus verschiedensten namhaften Sammlungen. Erstmals werden Schaustücke aus Polen, Tschechien und Deutschland zusammen präsentiert. Sowohl private Sammler als auch öffentliche Institutionen beteiligen sich an diesem Vorhaben.
Die Geschichte der Fayenceherstellung reicht weit in das 9. Jahrhundert hinein. Im arabischen Raum entstanden in diesem Zeitraum erste Produktions - und Handelszentren. Von dort aus gelangte diese Technik auf die Iberische Halbinsel bis nach Italien. Die italienische Stadt Faenze entwickelte sich zu einem wichtigen Produktionszentrum. Auf dem Namen dieser Stadt beruht das Wort "Fayence". Auch nördlich der Alpen waren Fayencen ab dem 16. Jahrhundert sehr populär. Sie stellten die einzige Alternative zu kostbarem chinesischen Porzellan dar. Dieses versuchte man so gut wie möglich zu imitieren. Vor allem durch die weiß deckende Zinnglasur kam man diesem Ziel relativ nahe. Da das asiatische Porzellan und die berühmten niederländischen Fayencen meist zu teuer waren, förderten die Landesherren die Gründung eigener Manufakturen. Dies entsprach außerdem den merkantilistischen Wirtschaftsprinzipen, die von zahlreichen Fürsten verfolgt wurden.
Auch Preußens König Friedrich II, handelte nach merkantilistischen Grundsätzen. Vor allem durch massive Staatseingriffe, die Förderung des Exports und die Einschränkung des Imports wurde versucht, die nationale Wirtschaftskraft zu steigern. So veranlasste er Graf Leopold von Proskau 1763 eine Fayencefabrik zu gründen. Aufgrund der günstigen geographischen Gegebenheiten des oberschlesischen Proskau (heute Prószków in der Wojewodschaft Oppeln) eignete sich dieses Dorf besonders gut für einen keramischen Betrieb. Zu den mit bunten Muffelfarben bemalten Geschirren kamen nun auch plastische florale Dekorationen, etwa als Henkel oder Knauf. Es entstanden Pastetendosen, Terrinen und Kannen in Form von Obst, Gemüse und Tieren als dekorative Elemente einer festlich gedeckten Tafel. Als Tierformen waren Vögel besonders beliebt. Inwieweit sich Papageienkannen und Pastetendosen in Form von Rebhühnern oder Enten an ihre natürlichen Vorbilder anlehnen, wird in der Ausstellung anhand von Tierpräparaten aus dem Museum für Naturkunde in Dortmund aufgezeigt. Musikinstrumente verweisen auf Szenen mit Musikanten, die gerne als Dekorationsmotive für Fayence verwendet wurden. Für Schulklassen gibt es museumspädagogische Programme.
Die Ausstellung wird neben Proskauer Fayencen auch Erzeugnisse aus der nahe Proskau gelegenen Manufaktur in Glinitz und der von Carl von Dietrichstein gegründeten Manufaktur in Mährisch-Weißkirchen zeigen. So soll eine Einordnung der Proskauer Fayence in einen größeren familiären, geographischen und auch politischen Zusammenhang ermöglicht werden. Zusätzlich zu den eigentlichen Fayencen vermittelt die Ausstellung den Besuchern anschaulich allgemeine Informationen zu Geschichte und Technik der Fayence.
Einen Bezug zur hiesigen Region erhält die Ausstellung durch die Präsentation von Arbeiten der Ratinger Produktdesignerin Petra Hilpert. Ihre Arbeiten sind angesiedelt "zwischen Design und Kunst". Sie zeigen die vielfältigen Möglichkeiten im Umgang mit Keramik, auch in der harmonischen Verbindung mit anderen Materialien. So entstehen multifunktionale Sachen, aber auch zweckfreie Kunstwerke.
Stationen der Ausstellung
Oberschlesisches Landesmuseum, Ratingen:
07.11.2010 bis 06.02.2011
Museum für schlesische Landeskunde im Haus Schlesien, Königswinter:
20.02.2011 bis 01.05.2011
Schlesisches Museum, Troppau/Opava:
15.05.2011 Information und Kontakt:
Oberschlesisches Landesmuseum
Dr. Susanne Peters-Schildgen
Bahnhofstr. 62, 40883 Ratingen
Tel: 0 21 02 / 96 50, Fax: 965 400
e-Mail: info@oslm.de / Internet: www.oslm.de
Zur Museumseite: Oberschlesisches Landesmuseum
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