Der Struwwelpeter Vom Welterfog eines Kinderbuches
Laufzeit: 30. Oktober 2010 bis 05. März 2011
In der Vorweihnachtszeit des Jahres 1844 begibt sich der Frankfurter Arzt Heinrich Hoffmann auf die Suche nach einem geeigneten Weihnachtsgeschenk für seinen dreijährigen Sohn Carl. Als er wieder nach Hause kommt, präsentiert er seiner Frau ein leeres Schreibheft mit den Worten: "Hier habe ich alles, was wir brauchen!" Das Erstaunen ist groß, doch die Erklärung folgt auf dem Fuß. Hoffmann war unzufrieden mit dem Angebot an Kinderbüchern in den Frankfurter Geschäften, und entschied sich selbst eines zu verfassen.
Das dieses selbstgestaltete Kinderbuch letztendlich das Werk war, welches seinen Namen überregional bekannt machte, ist eine Tatsache, die ihn selbst stets mit Skepsis erfüllte.
Das Geschenk kam bei dem Kind gut an, und auch die Erwachsenen, die es zu Gesicht bekamen waren begeistert. "Das musst du drucken lassen!" war der einhellige Kommentar in Hoffmanns gesellschaftlichem Umfeld. Doch dieser konnte sich mit dem Gedanken zunächst gar nicht anfreunden, schließlich sei er ja Arzt und kein Kinderbuchautor. Als er das Buch jedoch innerhalb eines kleinen literarischen Zirkels vorstellt, wird er von dem Verleger Zacharias Löwenthal bedrängt, ihm das Manuskript zur Drucklegung zu überlassen. Nach anfänglichem Zögern stimmt Hoffmann schließlich, in heiterer Weinlaune, wie er später betont, zu.
Die erste Auflage von 1500 Stück ist nach wenigen Wochen vergriffen, die Zweite und die Dritte folgen unvermittelt. Bereits zwei Jahre später gibt es erste Übersetzungen in andere Sprachen und bald darauf auch erste thematische Adaptionen, die sogenannten Struwwelpetriaden.
"Der Struwwelpeter", das Produkt eines Laienschriftstellers, tritt einen Siegeszug an, von dem andere, auch ernsthaftere Autoren nur träumen können. Er ist in über vierzig Sprachen übersetzt worden, und in über 5000 Auflagen in verschiedenen Verlagen herausgekommen.
Trotz, oder gerade wegen dieses Erfolges, gab es auch immer wieder kritische Stimmen. Galten die Hoffmannschen Zeichnungen in ihrer Entstehungszeit oftmals als schlechte Vorbilder, welche die Kinder erst auf dumme Gedanken bringen; so waren einigen Nachahmern in der wilhelminischen Ära die Strafen teilweise nicht drastisch genug. In einer Struwwelpetriade dieser Zeit, wird der Zappelphilipp von seinem Vater zum Kurieren der Zappelei am Tisch festgenagelt.
Im Gegensatz dazu sind es im moderneren Erziehungsverständnis wohl gerade die rigorosen Strafen, welche auf Unverständnis und Ablehnung stoßen. Dabei sollte jedoch nie aus den Augen gelassen werden, dass Heinrich Hoffman auf literarischer Ebene immer ein Satiriker war. Und so ist auch im "Struwwelpeter", neben dem Offensichtlichen einiges an Subtext enthalten. Ein Fakt der sich aber teilweise erst im historischen Zusammenhang erschließen lässt.
Aus diesem Grund möchte die Ausstellung im Jenaer Romantikerhaus einen erweiterten Deutungskontext anbieten, so dass dem interessierten Besucher die Gelegenheit gegeben wird, die unterschiedlichen Facetten dieses literarischen Werkes näher kennen zu lernen. Durch die umfangreichen Leihgaben aus der Privatsammlung von Udo Frank Kürschner, kann innerhalb der Ausstellung die einzigartige Rezeptionsgeschichte des "Struwwelpeter" in beeindruckender Breite dargelegt werden.
In Zusammenarbeit mit dem Struwwelpeter Museum Frankfurt a.M. wurde in den Ausstellungsräumen die Möglichkeit geschaffen, dem "Struwwelpeter" auf verschiedenste Weise spielerisch zu begegnen, womit auch einem gemeinsamen familiären Museumsbesuch nichts im Wege steht.
Zur Museumseite: Romantikerhaus
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