Renaissance am Rhein
Laufzeit: 16. September 2010 bis 06. Februar 2011
Von 1450 bis 1600 war eine der großen Umbruchzeiten der europäischen Kultur. In den Ländern am Rhein haben sich die Innovationen und Konflikte in besonderer Weise durchdrungen. Rund 350 Exponate von über 120 Leihgebern aus dem In- und Ausland, darunter dem Louvre in Paris, der Albertina und dem Kunsthistorischen Museum Wien oder dem Victoria & Albert Museum London lassen das lange 16. Jahrhundert am Rhein auferstehen.
Der Rhein gilt als europäischer Strom schlechthin. Die Ausstellung behandelt vor allem die um diese zentrale Achse gruppierten Länder vom Zufluss der Mosel bis hinter Kleve, bleibt aber nicht auf diesen engeren Raum beschränkt: auch die historischen und kulturellen Bezüge Richtung Westen (burgundische bzw. habsburgische Niederlande) und Osten (Westfalen) werden umfassend berücksichtigt.
Am Beispiel des Rheinlandes werden die Bedeutung der neuen, von Italien geprägten Geistesströmung des Humanismus ebenso wie die Konflikte um Reformation und Gegenreformation gezeigt. Die schnelle Verbreitung neuer Ideen durch den Buchdruck wirkte sich auf alle Lebens- und Kulturbereiche aus. Der Beginn globaler Vernetzung durch Entdeckungsfahrten und intensivierte Kommunikation veränderte Leben und Denken der Menschen nachhaltig. Die Menschen stehen im Mittelpunkt der Ausstellung - vom Fürsten und Gelehrten über den Künstler bis zum Bürger und Bauern.
Anhand von zehn "Leitthemen" werden die Phänomene des kulturellen Innovationsprozesses und ihre Auswirkungen aufgezeigt - von der Entdeckung der Perspektive und des neuen Bildes vom Menschen über die militärische und die Medienrevolution bis zur Schaffung kartographischer Meisterwerke, die den erweiterten Blick auf die Welt infolge der Entdeckungsfahrten anzeigen.
Der vierte Abschnitt der Ausstellung wendet sich dann genauer der Welt am Rhein in der Zeit des Umbruchs zu. Entsprechend der zeitgenössischen gesellschaftlichen Hierarchisierung nach Ständen taucht die Präsentation in die verschiedenen, deutlich voneinander abgegrenzten Lebenswelten ein. Den Auftakt bilden die Höfe als wichtige kulturelle Zentren, beispielhaft aufgezeigt an den geistlichen Fürsten sowie am Hof Herzog Wilhelms V. von Jülich-Kleve-Berg. In zwei Zeitschnitten mit Gemälden, Skulpturen, und Goldschmiedearbeiten werden Stiftungstätigkeit und Kunstpatronage der Kurfürsten von Köln, Mainz und Trier sowie des Fürstbischofs von Lüttich im Vergleich betrachtet - nämlich unter dem Eindruck der beginnenden Reformation und vor dem Hintergrund von Konfessionalisierung und katholischer Reform.
Die lange Regentschaft Herzog Wilhelms V. von Jülich-Kleve-Berg verbindet sich in den ersten Jahrzehnten vor allem mit dem konsequenten inneren Ausbau seiner Territorien. In der "Fürstlich Jülichschen etc. Hochzeit von 1585", die durch eine zeitgenössische Beschreibung in Wort und Bild umfassend dokumentiert ist, findet die Repräsentationskultur der Vereinigten Herzogtümer ihren Höhepunkt. Die Welt des niederen Adels wird am Beispiel des Rutger von der Horst und seines ambitionierten Schlossbaus im Emscherbruch vor Augen geführt, zahlreiche Exponate zeigen das hohe Niveau niederadeliger Ausstattungs- und.Wohnkultur.
Als Zentren der Erneuerung vor dem Hintergrund der reformatorischen Herausforderung werden Klöster und Stifte vorgeführt: Der im Auftrag des Deutschen Ordens erstellte Lettnerbogen der Kirche von Siersdorf bei Aachen ist mit über sechs Metern Höhe ein Hauptwerk der Schnitzkunst der Renaissance und wurde eigens für die Ausstellung umfassend restauriert.
Das Leben auf dem Lande spielte sich zwischen humanistischem Ideal und konfliktbeladener Wirklichkeit ab. Während beispielsweise der Humanist Konrad Heresbach, geschult an antiken Vorbildern, das Landleben in seinen Texten stilisierte, kämpften die Bauern um ihre Rechte und Freiheiten, wie am Beispiel der Unterherrschaft Rheydt deutlich wird.
Für die Rheinlande von zentraler Bedeutung war die Metropole Köln. In diesem urbanen Kommunikationszentrum verdichteten sich die geistigen und künstlerischen Phänomene der Zeit. Die im Auftrag der Stadt Köln 1571 von Arnold Mercator geschaffene Vogelflugansicht der Stadt Köln ist eine der bedeutendsten Stadtansichten der Frühen Neuzeit. Sie erlaubt - in der Ausstellung unterstützt durch eine aufwendige multimediale Präsentation - einen einzigartigen Einblick in die Lebenswelt des 16. Jahrhunderts.
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