Kunstverein Hannover
30159 Hannover
Sophienstraße 2

Özlem Sulak - Reform, Revolution und Putsch

Laufzeit: 26. Februar 2011 bis 03. April 2011

Mit Özlem Sulak und Sebastian Neubauer zeigt der Kunstverein Hannover in einer Doppelausstellung die Werke der beiden PreisträgerInnen des "Preis des Kunstvereins" 2008. Der Schwerpunkt der repräsentativen Werkübersicht liegt auf Arbeiten, die während ihres zweijährigen Aufenthalts im Atelierhaus des Kunstvereins Hannover, in der Villa Minimo, entstanden sind.

In Sulaks Videoarbeiten ereignet sich eine faszinierende inhaltliche Dichte, die nie im bloßen Dokumentarischen verweilt. Ausgangspunkt und Inspirationsquelle von Sulaks Arbeiten bildet ihre Herkunft aus einer von Immigration geprägten Familie. Ihre lakonisch-poetischen Alltagsstudien kreisen um Themen der individuellen, nationalen und kulturellen Identität. In ihnen untersucht sie die persönlichen und gesellschaftlichen Auswirkungen soziopolitischer Umbrüche. Die Erfahrungen von Heimat und Fremde, Integration und Migration ziehen sich als roter Faden durch Sulaks Werk. Diskursschlagworte wie Migration und Identität verlieren in den zutiefst persönlichen Arbeiten all ihre Abstraktheit: vielmehr zeigen sie sich als Kräfte und Fluchtpunkte in einem Netz individueller Erzählungen und Bilder, Erinnerungen und Schicksale.

Nicht das Bedeutungsgeladene, Spektakuläre steht im Mittelpunkt ihres Interesses, sondern eine Nähe zum Unscheinbaren und zur Poesie des Alltäglichen. Dabei verdichten sich ihre Arbeiten zu einprägsamen Bildern, die auf der Ebene des Ästhetischen wie Politischen gleichermaßen wirken. In einer reduzierten Bildsprache spiegeln sie das existentielle Gefühl von Verlust und das Überlebensprinzip des menschlichen Daseins.

Mit der Präsentation von insgesamt vier Videoarbeiten beleuchtet die Ausstellung im Kunstverein die inhaltliche und bildästhetische Vielfalt der Arbeiten Özlem Sulaks.
Im Zentrum der Ausstellung steht die 2009 entstandene Arbeit September 12, die aktuell in modifizierter Version auf dem Filmfestival in Locarno zu sehen ist. Auf zwölf Monitoren, die ähnlich einem Säulenwald präsentiert sind, vermitteln zwölf Zeitzeugen unterschiedlicher Generationen einen heterogenen Rückblick auf den türkischen Militärputsch von 1980: dieser oszilliert, wie auch der Titel der Ausstellung benennt, zwischen "Reform, Revolution und Putsch." Wie ein roter Faden zieht sich durch jeden Bericht der Verweis auf die verbotenen und beschlagnahmten Bücher sowie auf mögliche Umgangsformen mit dem Verbot. Eine neue Arbeit greift inhaltlich einzelne Aspekte aus September 12 auf und entwickelt diese künstlerisch weiter. Thematischer Ausgangspunkt der Neuproduktion sind vom Staat verbotene Bücher der ehemaligen DDR. Diese Videoarbeit wird durch eine Installation mit einer Auswahl eben jener Bücher ergänzt.

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