EX ORIENTE LUX - Schätze aus Oberlausitzer Privatsammlungen
Hintergrundwissen: Big Business -Raubgrabungen und illegaler Kunsthandel
Laufzeit: 26. Juni 2010 bis 10. April 2011
Verborgen in Oberlausitzer Sammlungen schlummern wertvolle Kunstobjekte aus aller Welt. Getragen von Fernweh, Leidenschaft und Forschergeist haben Weltenbummler und Bildungsreisende die Kostbarkeiten in die Oberlausitz gebracht. Sie sind Andenken an fremde und rätselhafte Orte, bekunden aber auch das Interesse an Kunst, Architektur und den großen kulturgeschichtlichen Zusammenhängen.
Über 300 ausgewählte Objekte nehmen uns mit auf eine Reise zu längst vergangenen Kulturen und exotischen Orten. Lebendig erzählen sie vom Totenreich der Alten Ägypter, den Hochkulturen der Klassischen Antike, der farbenprächtigen Kunst des Orients und den geheimnisvollen Religionen Asiens.
Die scheinbar harmlose Zurschaustellung privater Sammlungen im Elementarium in Kamenz streift
hochbrisante Themen der internationalen Kulturpolitik - die Plünderung nationaler Kulturschätze und den illegalen Kunsthandel. Was mit dem ersten Interesse an antiken Hochkulturen vor 300 Jahren als relativ harmlose Sammlerei begann artete in den letzten Jahrzehnten zum Milliardengeschäft aus. Global gesehen rangiert heute der in mafiösen Netzwerken organisierte illegale Handel mit geraubten Kulturgütern gleich hinter dem Drogen- und Waffenhandel auf Platz drei aller kriminellen Geschäfte. Gerade in Kriegs- und Krisengebieten, wie im Nahen Osten, räumen Raubgräber mit Minibaggern, Bulldozern und Dynamit archäologische Ausgrabungsstätten hemmungslos aus. Archäologische Einzelfunde werden mit Sorgfalt behandelt - sie sollen ja im Handel Höchstpreise erzielen - doch vor Ort hinterlassen die hektisch agierenden Raubgräber ein wüstes Kraterfeld. Neben dem Kulturgut an sich geht den Archäologen auch jeglicher Fundzusammenhang verloren. Viele historische Informationen haben sich tausende Jahre unter der Erde erhalten, aber für ein einzelnes Objekt, das dann wohlbehalten in einer heimischen Schrankwand oder Museumsvitrine steht, wurden sie ausgelöscht. Im Verständnis unserer kulturellen Entwicklung klaffen in Zukunft riesige Lücken. Die fortlaufende Zerstörung des kulturellen Erbes ist für die Forschung und die Menschheit ein unwiederbringlicher Verlust!
Bereits in der UNESCO-Konvention von 1970 wurden daher alle Kunstgegenstände, mit denen ein Staat seine nationale Identität verbindet, unter Schutz gestellt. Deutschland ratifizierte diese Konvention 2007. Damit müssen Kunstgüter, die nach dem 26.04.2007 nach Deutschland kommen und zweifelhafter Herkunft sind, an die Herkunftsländer zurückgegeben werden. 110 Länder ratifizierten mittlerweile die UNESCO-Konvention, doch der reine Objektschutz löst das Problem nicht. Es ist wichtig, das Thema über die interne Debatten zwischen Politik, Kunsthandel und Wissenschaft in die breite Öffentlichkeit hineinzutragen. So kann Raub und Diebstahl wirkungsvoll geächtet werden.
Das Museum der Westlausitz möchte mit der aktuellen Sonderausstellung "Ex Oriente Lux - Schätze aus Oberlausitzer Privatsammlungen" aktiv diesen Weg beschreiten. Die archäologische Ausstellung soll für den Schutz des kulturellen Welterbes sensibilisieren, über die Rechtsgrundlagen aufklären und über die Erstdokumentation bestehender Altsammlungen mehr Transparenz in den Kunsthandel bringen. Altsammlungsbestände, die in Datenbanken und Katalogen publiziert werden, können nicht mehr als "Waschmaschine" für den illegalen Kunstmarkt missbraucht werden. Zudem können jetzt Archäologen aus aller Welt die "wieder entdeckten" Sammlungsfunde in ihre Forschungen einbeziehen. Private Sammlungsarbeit kann aber auch Kulturgut vor der sicheren Zerstörung bewahren. Im Fall von Tibet hat die Sammelleidenschaft dafür gesorgt, dass tibetische Kunstobjekte Mitte des 20. Jahrhunderts vor der Zerstörung durch die Chinesen aus Klöstern und Häusern ins sichere Exil gerettet wurden. "Es ist sicherlich wichtig, dass es solche Sammlungen gibt, doch es ist von großer Bedeutung, dass die Öffentlichkeit Zugang zu ihnen erhält", unterstrich dazu bereits 1999 Seine Heiligkeit der Dalei Lama die Bedeutung tibetischer Kultursammlungen. Privates Kunstinteresse und ausgeprägte Sammelleidenschaft haben zur intensiven Auseinandersetzung mit fremden Kulturen und ihrer Geschichte geführt. Damit erbrachten Sammler einen wichtigen Beitrag für Toleranz, Weltoffenheit und Liberalisierung unserer Gesellschaft. Ihr Wirken - im verantwortlichen Sinne - bereichert auch heute noch spürbar unsere Kultur.
Zur Museumseite: Museum der Westlausitz Kamenz
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